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The Hustler - Ibrahim Diarra im Porträt

Teamguru Ibi hat alles fest im Griff"Wenn du zehn oder zwölf erst- klassige Baller zusammenkaufst, hast du noch kein starkes Team. Dafür braucht man Typen wie mich", sagt OPEL SKYLINERS Guard Ibrahim Diarra selbstbewusst. Mit 30 Jahren weiß "Ibi" Diarra, was er wert ist, was er kann - und was er besser lassen sollte.

"Es bringt nichts, wenn ich mit dem Coach über meine geringe Einsatzzeit debattiere oder maulend auf der Bank hocke. Damit würde ich nur meine Teammates runterziehen, die Chemie vergiften und mir dadurch letztendlich selbst schaden. Dann hätte ich keinen Spaß mehr an meinem Job."

Den hat Diarra ungebrochen, obwohl er als schwedischer Nationalspieler bei den OPEL SKYLINERS in dieser Bundesliga-Saison nur 8 Minuten pro Spiel aufs Feld durfte, dabei 1, 0 Punkte, 0,8 Rebounds und 0,1 Assists im Schnitt machte. In 5 ULEB Cup Begegnungen kam er auf 10,2 Min., 0,4 Pkt. und 1,0 Assists. Was beweist: man muss kein Scoring-Leader sein, um auf dem Basketball-Parkett zu überzeugen.

"Ibi ist ein Defensiv-Spezialist, ein wertvoller Rollenspieler und eine Führungspersönlichkeit. Er ist fröhlich, offen und bei allen im Team beliebt. Ich kenne niemanden, der Ibi nicht mag", schwärmt sein Coach Gordon Herbert. Auch Kapitän Pascal Roller ist des Lobes voll: "Seit der Saison 2001, als er schon einmal in unserem Team spielte, ist Ibi gereift. Er war zwar nie ein wilder Typ, aber damals ruhte er nicht so in sich wie heute. Da wollte er aggressiver um seine Minuten kämpfen. Jetzt hat er für jeden ein offenes Ohr und ist so eine Art Guru des Team geworden."

<img src="/fileadmin/meldungsarchiv/Bilder/team/Spieler/Saison_202003-2004/_2309_20Diarra/bild_20200x_3F_3F_20ibi_20grimmig.jpg" width="177" height="194" border="0" alt="Hat Gegner zum fressen gern - unsere #09 Ibrahim Diarra
(Foto: Marc Schüler / ww.sportpics.de)" align="LEFT" valign="TOP"/> Gerade für die fast halb so alten Academy-Kids ist der am 21. November 1973 in Stockholm geborenen Diarra, dessen Vater aus Afrika stammt, ein Leitwolf. "Das war ein kleiner Schock für mich, als ich realisierte, dass ich jetzt der Oldie bin. Es ist ein seltsames Gefühl, weil ich mich manchmal noch so kindisch fühle und gerne mit den Jungs herumalbere. Aber ich versuche, ihnen etwas von dem weiterzugeben, was ich im Laufe meiner Karriere mitbekommen habe."

Mit seiner vorblidlichen Arbeitseinstellung motiviert er die Jungs im Training, macht Späßchen, verteilt Tipps im "Locker Room" und wenn er ins Spiel kommt, "hustled" Ibi in der Defense wie ein wilder Stier. Kurzum: einen wie Diarra brauchst du, damit dein Team funktioniert. Auf und neben dem Feld stellt sich Ibi voll in den Dienst der Mannschaft - so weit, dass er manchmal fast zu wenig von seinen Skills zeigt.

"Gordon Herbert sagt mir, wenn du einen offenen Wurf hast, dann schieß einfach. Aber ich weiß, dass ich offensiv keine Kanone bin. Meine Fähigkeiten sind begrenzt." Auch als Starter bei den Sodertalje Kings in der schwedischen Liga punktete Ibi kaum (Schnitt: 8,5).

Mit Team-Manager Wolfgang Buhr hat Ibi eine Wette laufen. Für jeden getroffenen 3er muss Wolfgang ihm ein Essen spendieren, umgekehrt für jeden verworfenen 3er. Kein Spiel mit Risiko: eine bisherige Ausbeute von 1/4 jenseits der 6,25 m Linie schont den Geldbeutel unseres Team-Managers.

"Vielleicht wäre ich ein besserer Handballer geworden. Das habe ich als Junge viel gespielt, bis mir Basketball irgendwann mehr Spaß gemacht hat."

Mit 17 Jahren bekam Ibi das Angebot aus den Staaten zur Buffalo University zu gehen. "Ich hätte dort viel spielen und lernen können, um mir vielleicht meinen Traum von der NBA zu erfüllen." Doch er zog Kohle der möglichen Karriere vor und unterschrieb einen Profi-Vertrag bei den Stockholm Capitals (1992).

"Das ist das einzige, was ich wirklich bereue. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mich mit der heutigen Erfahrung wohl anders entscheiden. Aber damals, als Teenager, sah ich nur das Geld", meint Ibi mit einer Spur von Traurigkeit. Der NBA Zug ist für ihn längst abgefahren. Und die Chancen, sich seinen Fans zu zeigen, werden für den 30-jährigen Veteranen auch immer geringer.

"Man muss schon ein starker Charakter sein, um damit leben zu können, nur auf der Bank zu sitzen. Aber ich bin tough geworden."

Ibi hat immer Zeit für die Fans Eine Eigenschaft, die er gerne weiter- geben möchte. An seine Kinder, wenn er und seine 25-jährige Freundin Jenny, die in Stockholm eine Tanzkarriere verfolgt, sich entschließen, eine Familie zu gründen. Und möglicherweise als Coach an junge Spieler: "Früher hätte ich mir nie träumen lassen, mal als Coach zu arbeiten. Trainer kann ein undankbarer Job sein. Er ist doch immer der erste, der eins draufkriegt, wenn's nicht läuft. Doch jetzt sehe ich das ein bisschen anders. Wenn man älter wird versteht man das Spiel besser. Ich möchte Erfahrung zurückgeben."

Die nahe Zukunft plant Ibi erst mal in Frankfurt. Sein Vertrag geht bis Saisonende, die Chancen stehen gut, dass der 1.96 m Mann noch eine weitere Saison dranhängt und bis zum Sommer 2005 bleibt.

"Das wäre schön. Ich fühle mich hier sehr wohl. Wir Basketballer sind ja oft Wandervögel - da kann ein bisschen Konstanz nicht schaden."