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Oldie but Goldie - jedes Team braucht einen "Ibi"

(Freitag, 18. November 2005 von Marc Rybicki)


Beinahe hätte Ibrahim Diarra das ULEB Cup Spiel gegen Hapoel Jerusalem verpasst. Am Airport hielten ihn die israelischen Sicherheitskräfte auf und unterzogen den Reisenden in Sachen Basketball einem langwierigen Personencheck. "Ein farbiger Schwede mit dem Namen Ibrahim war wohl zu viel für sie. Da wollte man sich lieber vergewissern, dass ich wirklich nur ein Basketball-Spieler bin. Aber das kann ich verstehen. Heutzutage muss man vorsichtig sein", meint der Skandinavier mit afrikanischen Wurzeln.  


Gespielt hat Diarra dann doch noch - wenn auch nur fünf Minuten. Kurzeinsätze ist der Defense-Spezialist gewöhnt. Sein Saisonschnitt in der Bundesliga liegt derzeit bei 11:23 Minuten. Unter Murat Didin waren es im letzten Jahr sogar 12:57 Minuten. Gordon Herbert allerdings, der Trainer, der Diarra an den Main holte, ließ ihn in der Meistersaison 2003/2004 nur 5:29 Minuten aufs Parkett.


"In diesem Jahr war meine Position stark besetzt und Gordie hatte nicht so viel Spielzeit für mich übrig. Aber das war okay. Ich fühlte mich trotzdem als Teil des Meisterteams. Bei Murat habe ich am Anfang der Saison auch nicht so viel gespielt. Erst im Laufe der Saison, nachdem wir ein paar Verletzungsprobleme hatten, bekam ich mehr Spielanteile und habe bewiesen, dass ich meinen Teil zum Erfolg beitragen kann. Dieses Jahr ist meine Rolle ähnlich. Ich komme von der Bank, verteidige so hart wie möglich und nehme auch mal einen offenen Wurf, wenn ich ihn bekomme", erklärt Diarra, der Mann ohne Ego. Niemals würde er sich über zu geringe Einsatzzeit beklagen. Nie auf sein Plus an Erfahrung verweisen.


"Ich bin von Natur aus ein ruhiger Typ. Das Laute liegt mir nicht so. Natürlich spielt dabei auch das Alter eine Rolle. Wenn man älter wird, versteht man die Zusammenhänge besser und lernt, seine Rolle zum Wohle des Teams zu akzeptieren. Das ist das Wichtigste im Mannschaftssport. Nur so kann man Erfolg haben."


Mit seinen 32 Jahren ist Diarra der Oldie im Team. Während Pascal Roller im Spiel den Leitwolf gibt, ist Ersatzkapitän "Ibi" die Vorbildfigur im Training, deren professionelle Arbeitsauffassung junge Talente wie Alex King oder Landsmann Rudy Mbemba anspornen soll.


"Ich fühle mich schon ein bisschen wie eine Vaterfigur für diese jungen Spieler. Ich möchte sie an meinen Erfahrungen teilhaben lassen und ich freue mich, wenn sie mir ihr Vertrauen beweisen und mich um Rat fragen. Mit Alex King arbeite ich sehr häufig im Training zusammen. Ich sehe ihn ihm eine Art Nachfolger, wenn man das so sagen kann. Er hat dieselben Spielanlagen wie ich. Natürlich arbeitet Alex auch hart an der Verbesserung seines Offensivspiels. Aber seine größten Stärken werden immer die Athletik und die Defense sein."  


Gerüchten, er würde nach dieser Saison seine Basketball-Stiefel an den Nagel hängen, begegnet "Ibi" mit einem breiten Meister-Propper-Grinsen. "Oh nein. Meinen Abschied plane ich noch nicht. Mein Körper fühlt sich gut an und ich möchte noch einige Jahre spielen. Meine Liebe zum Basketball ist noch groß genug."


Seinen Spaß am Spiel hat Diarra also nicht verloren - auch nicht nach einem unverhofften Fehlstart mit den DEUTSCHE BANK SKYLINERS.


"Wir hatten in Frankfurt in den letzten Jahren sehr viel Erfolg. Vielleicht hat manch einer schon gedacht, das wäre ein Selbstläufer. Doch man darf nie vergessen, dass es harte Arbeit war, die dieses Team an die Spitze gebracht hat. Am Anfang einer Saison ist es immer schwer, speziell mit einem neuen Coach und einem neu zusammengestellten Team. Es dauert eine Zeit, bis jeder die Systeme kennt und sich Harmonie eingestellt hat. Die Verletzungen haben ihren Teil dazu beigetragen, dass dieser Prozess bei uns dieses Mal länger dauert."


Acht Niederlagen in Folge hat Diarra in über zwölf Profi-Jahren noch nicht einstecken müssen. "Die längste Serie, an die ich mich erinnern kann, waren drei oder vier Spiele." Der Veteran tut sich schwer, einen Grund zu nennen, warum die DEUTSCHE BANK SKYLINERS in den letzten Wochen mit gesenkten Köpfen in die Kabinen gehen mussten. 


An mangelhafter Kommunikation zwischen Trainer und Mannschaft, so Diarra, läge es jedenfalls nicht. "Der Coach weiß, was er von uns verlangen kann und wir wissen, was der Coach von uns erwartet. Da gibt es keine Verständigungsprobleme. Es sind viele kleine Dinge, die zusammenkommen. Die Verletzungen und die unglücklichen Niederlagen haben Selbstvertrauen gekostet. Auch das Rollenverständnis war in den ersten Spielen noch nicht da. Doch ich glaube, alle Spieler haben jetzt begriffen, dass wir uns nur als Team aus dieser Situation befreien können. Wenn man verliert, ist es egal wie viele Punkte der Einzelne erzielt hat. Dann ist jeder ein Loser." 


Zu seinem Geburtstag am 12. November bekam Ibrahim Diarra von seinen Kollegen übrigens eine edle Flasche Wodka geschenkt, den er gerne zu besonderen Anlässen genießt. Man wünscht dem "Team-Guru", wie ihn Gordon Herbert einmal nannte, dass er damit bald auf eine Siegsträhne seiner DEUTSCHE BANK SKYLINERS anstoßen darf.