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Finaltagebuch - Tag 3- Wecker, Frühstück, Berlin

Unser Mann im Teamhotel, Marcel Friederich, bringt jeden Tag frische Einblicke und Hintergründe in die Abläufe und Geschehnisse rund um das Team während des Finalturniers in München. An Tag 3 meint es Marcel besonders gut mit uns: "Es gibt halt einfach soooo viel zu schreiben und zu erzählen!" Also viel Spaß beim extra langen Tagebuch-Eintrag.

GAMEDAY - Sonntag, 7.6.2020
7.03 Uhr


Mein Handy-Wecker klingelt - schon seit drei Minuten. Höre das viel zu laute Piepen erst jetzt, finde es grauenvoll. Bin gestern Nacht erst um 2 Uhr ins Bett gekommen. Weshalb so spät? Tagebuch schreiben, Social-Media-Kanäle füllen, Fotos sortieren, mit Pressesprecher Thomas Rücksprache halten, den nächsten Tag planen. Und jetzt schon wieder aufstehen? Keine Chance.

7.30 Uhr


Hab‘ den Handy-Wecker so gestellt, dass das Piepen alle zehn Minuten aufs Neue beginnt. Finde es weiterhin grauenvoll.

8.10 Uhr

Das Handy-Piepen hat gesiegt. Nach einer Stunde hartem Kampf. Ich stehe auf, weiß aber, dass ich es nicht rechtzeitig zum Frühstück schaffe. Beginnt schon in fünf Minuten. Ist aber optional. Die meisten pennen bestimmt auch noch ne Runde. Hoffe ich.

8.30 Uhr

Scrolle durch die Social-Media-Kanäle, während ich noch auf dem Bett liege. Die Kollegen Phil und Eva haben den Matchday-Post übernommen. Auf der Grafik kommen mir vier Berliner entgegen. Coach Aito, Sikma, Giedraitis, Siva. Die schon wieder.

8.33 Uhr

Mit Peyton Siva verbinde ich eines meiner größten Basketball-Erlebnisse. 2013 flog ich nach Atlanta, um als Journalist über das Final-Four-Turnier im College-Basketball zu berichten. Siva triumphierte mit den Louisville Cardinals. Vor 75.000 Zuschauern im Football-Stadion. Und heute? 0 Zuschauer.

9.05 Uhr

Während ich mich auf dem Zimmer „Gameday-ready“ mache, Handy und Foto-Kamera voll auflade, haben sich ein paar unserer Jungs schon in die Trainingshalle aufgemacht. Die, die nachher nicht zum 12er-Kader gehören. Unsere Youngster Maxi und Jordan, dazu der noch angeschlagene Leon.

10.45 Uhr

Zeit zum Brunchen. Wir haben dasselbe Zeitfenster wie die Jungs von ratiopharm ulm, die gestern zum Auftakt die Bayern bezwungen haben. Ich laufe neben Ulms Patrick Heckmann in den Speisesaal, gratuliere ihm zum Sieg. Am Buffet bei den Rühreiern stehe ich zusammen mit Ulms Neuzugang Thomas Klepeisz, neben uns schnappt sich Tez sein obligatorisches Tages-Croissant. Plötzlich kommt auch Berlins Coach Aito um die Ecke, diesmal ohne Trillerpfeife um den Hals, begrüßt uns herzlich mit einem „Good Morning“.

10.53 Uhr

Wenige Augenblicke nach Coach Aito kommen auch seine Spieler in den Speisesaal. Angeführt von Kapitän Niels Giffey, dahinter die anderen. Als sie rechts über ihre Schulter schauen, erblicken die Berliner unsere Mannschaft hinten im Eck. Dort sind jeden Tag unsere 22 Plätze reserviert, direkt rechts neben dem Eingang des Saals. Giffey verzieht keine Miene, hat beide Hände in seinem Pulli vergraben.

11.08 Uhr

Unser Headcoach steht an der Kaffeemaschine. Normalerweise trinkt er auch gerne Tee. Aber an Spieltagen wie heute, da ist immer Kaffee angesagt. „In der Regel zwei Tassen, bevor das Spiel beginnt“, sagt Sebastian und grinst.

11.25 Uhr

Unsere Jungs quatschen am Essenstisch nicht ganz so viel wie sonst. Fast alle schauen konzentriert auf ihre Teller, ihre Rühreier, ihre Croissants. Im Kopf haben sie Sikma, Giedraitis und Siva.

11.38 Uhr

Nach dem Brunch treffe ich mich im Lounge-Bereich der Lobby kurz mit Philipp Reinhard, dem Teamfotografen und Filmemacher aus Crailsheim. Ein cooler, entspannter Typ, der auch die Fußball-Nationalmannschaft begleitet. Aus der Ferne beobachte ich, wie Richard Freudenberg mit einem Kaffeebecher durch die Lobby läuft. Zufällig kreuzt ihn Berlins Jonas Mattisseck. Die beiden kennen sich aus der Junioren-Nationalmannschaft, lachen sich an und umarmen sich kurz. Jetzt noch Kumpels, gleich Kontrahenten.

12.55 Uhr

Raum 124 – das Revier von Florian Piper. Unser Physio hat dort seine Massagebank aufgebaut. Jetzt wird allerdings nicht massiert, sondern die Füße von Richard getapt. Aus einer Musikbox ertönt Hip-Hop-Musik. Gameday-Musik.

13.35 Uhr

Alle sind getapt, alle sind ready. Treffpunkt in der Lobby, rein in den Bus. 20 Minuten Fahrt. Es regnet pausenlos. Gleich ist es soweit. Der Turnier-Auftakt für unser Team.


Tagebuch-Übersicht

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13.58 Uhr

Zeitgleich mit den Berlinern losgefahren. Zeitgleich mit den Berlinern am Audi Dome angekommen. Wir sprinten vom Bus die 50 Meter zum Aktiven-Eingang, es regnet immer heftiger. Yorman hat einen blaue Kapuzenpulli an, zieht die Kapuze fast bis über die Nase. Dann Hände desinfizieren, rein in die Katakomben, einmal rechts abbiegen. Schon sind wir an der Kabine angekommen. Dort heißt’s für mich: draußen bleiben. Die Kabine ist für mich tabu.

14.45 Uhr

Ich stehe hinter dem Korb, mache Bilder beim Warmup, nehme Videos auf, poste sie bei Instagram und Twitter. Plötzlich bekomme ich eine WhatsApp – von Gunnar Wöbke. Er hat mich von der Tribüne aus erspäht, mich im Paparazzi-Style fotografiert. Und zwar, wie ich auf mein Smartphone starre und darauf tippe. Ich antworte Gunnar: „#GenerationHandy …“

14.59 Uhr

Stehe immer noch hinter dem Korb. Starre immer noch auf mein Handy. Ehe ich plötzlich meinen Namen höre. „Marceeeel“, ruft Coach Sebastian, der gerade die Runde macht, jedem die Faust gibt. Und mich dabei nicht auslassen will. Ich spurte zu ihm, Corona-Faust – und die Partie kann beginnen.

15.10 Uhr

Dreier von Richard, Dreier von Lamont – 9:2 für unser Team. Ausgelassene Stimmung in der kleinen, aber feinen „Fankurve“. Denn zwischen Korb und Reservebank haben sich die Youngsters Jordan und Max platziert, daneben der angeschlagene Leon. Sie sitzen auf mittel-gemütlichen, für Basketballer viel zu kleinen Stühlen. Die Aufgabe des Trios: das Team anpeitschen, gelungene Aktionen bejubeln. Ich sitze direkt daneben.

15.25 Uhr

Riesige Aufregung: Beim Kampf um den Rebound reißt Tez der rechte Schuh. Seine Ersatzschuhe liegen im Quarantäne-Hotel. Athletiktrainer Greg rennt zu Lina Lindner, der Social-Media-Managerin der BBL. Und fragt aufgeregt: „Könnt ihr uns ein Auto leihen?? Wir müssen so schnell wie möglich ins Hotel …“

15.58 Uhr

Halbzeitpause. Ich habe die Aufgabe, Leon zum Live-Interview mit MagentaSport zu führen. Der Sendeleiter schreibt mir, dass wir in drei Minuten live gehen. Doch plötzlich ist Leon weg. Coach Sebastian will ihn in der Kabine dabei haben. Ich schaue ganz vorsichtig in die Kabine rein, signalisiere Assistant Coach Daniel, dass ich Leon dringend bräuchte. Daniel rümpft die Nase: „Gerade schlecht, sorry …“

16.01 Uhr

Wir sollten auf Sendung sein. Jetzt. Live. Und Leon? Immer noch in der Kabine. Schreibe mit den Kollegen von MagentaSport, die mich beruhigen: easy, kriegen wir irgendwie hin, sind flexibel.

16.03 Uhr

Stehe vor der Kabine. Und warte. Und warte.

16.06 Uhr

Lautes Klatschen in der Kabine. One, two, three – Frankfurt. Die Jungs kommen aus der Tür, Leon am Ende, weiß aber direkt Bescheid, als er mich sieht: Interview-Zeit! Während Leon die Fragen beantwortet, düst Greg hinter unserem Rücken in die Halle. Mit den Ersatzschuhen in der Hand.

16.55 Uhr

Das Schlussviertel läuft überhaupt nicht nach Wunsch, wir verlieren zum Auftakt. Die Jungs huschen kurz in die Kabine, schnappen ihre Sachen, dürfen nicht duschen – aus Hygienegründen erst im Hotel.

17.05 Uhr

Wir steigen in den Bus. Es läuft Musik, Antenne Bayern. Draußen regnet’s, drinnen unsere enttäuschten Jungs. Und dazu aus dem Radio, ohne Witz: „Cry me a river“ von Justin Timberlake. Sehr aufbauend, vielen Dank …

18.10 Uhr

Frisch geduscht, versammelt sich das Team im Untergeschoss des Hotels. Hier, im „Royal Ballroom“, finden ansonsten Tagungen statt. Wirtschafts-Tagungen, Politik-Tagungen. Und jetzt? Haben unsere Jungs hier ihre Stretching-Matten ausgelegt.

18.45 Uhr

Abendessen. Gytis Masiulis hat sich zwei Frikadellen auf den Teller gelegt. „In Germany, we call it Buletten“, ruft Athletikcoach Greg und lacht. Gytis schaut etwas verdutzt, lacht dann aber mit.

18.47 Uhr


Auch die Berliner drängeln sich zur selben Zeit in den Speisesaal. Eben noch Kontrahenten auf dem Parkett, jetzt am Buffet. Direkt vor mir Giffey, Siva, Thiemann. Die schon wieder.

18.50 Uhr

Plötzlich scheppert es gewaltig. Alle schauen auf Bruno. Als er seinen Teller füllen will, lässt er den silbernen Deckel eines Warmhalte-Behälters auf dem Boden fallen. Rummms. Seine Teamkollegen lachen. Aber nur kurz. Dann scheppert es erneut heftig. Dasselbe Missgeschick – jetzt war’s ein Berliner …

19.25 Uhr

Den Hunger gestillt, treffen sich nun alle in der Lobby. Vor der großen Leinwand, um das Spiel der Gruppengegner Ludwigsburg und Vechta zu sehen. Etwa 70, 80 Personen schauen gemeinsam. Wie ein Familien-Ausflug eben.

20.10 Uhr

Physio Flo ist voll durchgetaktet. Alle 20 bis 30 Minuten liegt jetzt ein anderer Spieler auf seiner Pritsche. Einmal durchkneten bitte. Soeben ist Richard an der Reihe. Perfekter Service von Flo: Er hat sein ipad aufgestellt, auch hier läuft LuBu gegen Vechta. Gegner-Scouting auf der Massagebank.

21 Uhr

Pressesprecher Thomas hat Erbarmen mit mir. Eigentlich wollten wir heute Abend noch einen Podcast aufnehmen. Doch ich muss jetzt noch Tagebuch schreiben, Fotos sortieren, dies und das auf den Kanälen posten. Daher schickt mir Thomas per Sprachnachricht: „Komm, lass den Podcast lieber morgen machen. Damit du diesmal vor 2 Uhr ins Bett kommst …“