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Durch den Rollstuhlbasketball die neue Lebenssituation gemeistert

Dirk Nowitzki und Jorg Leonhardt (Foto: Claus Brackhage) Jörg Leonhardt Nationalspieler der Rollis hat in seinem Sport schon viel erreicht und bewegt. In unserem Interview berichtet Nationalspieler Jörg Leonhardt, wie er durch seinen Sport seine neue Lebenssituation meistern konnte und warum Frankfurt Austragungsort der 2. Europameisterschaften der Junioren geworden ist.

Einige Daten zur Person:

Du bist 37 Jahre und seit 1983 auf den Rollstuhl angewiesen.

Was war passiert?

Auf dem Weg zum Handballtraining hatte ich am 3. August 1983 einen Autounfall, der mit einer Querschnittslähmung endete.

Zuerst habe ich mich eingeigelt, doch über die Familie und die Freunde habe ich die Lebenslust wiedergefunden. Sehr wichtig, dass man in der ersten Zeit tatkräftige Unterstützung findet und mit anderen die Lage nach allen Seiten diskutieren kann.

Wie ging es nach dem Unfall weiter?

Schon während der Reha in Frankfurt habe ich mehr gemacht als notwendig war, denn ich wollte unbedingt wieder sportlich tätig werden.

Als Mannschaftssport war Rollstuhlbasketball die richtige Sportart. Der RSV Lahn-Dill war die richtige Adresse für meine ersten Versuche.

Beruflich konnte ich eine Ausbildung zum technischen Zeichner abschließen. Dann Fachabitur in Marburg, da in Gießen kein rollstuhlgerechter Zugang zur Schule vorhanden war.

Zwei Gro?en im Basketball - Nowitzki und Leonhardt (Foto: Claus Brackhage)Deine ersten sportlichen Erfolge stellten sich wann ein?

  • 1987 Meister Bundesliga Süd , Aufstieg in die Bundesliga und Berufung in den B-Nationalkader.
  • 1989 Wechsel zum RSC Frankfurt und Aufnahme in der A-Kader, erste Länderspiele.
  • 1993 Pokalsieger und 1994 Deutscher Meister mit Frankfurt.
  • Zurück zum RSV Lahn-Dill und hier 1997 Deutscher Meister.
  • Wechsel nach Bonn der vorerst letzten Station und da schaffte ich das Meisterschaftsdouble.

Welche Erfolge gab es auf internationaler Ebene ?

Bei mittlerweile 197 Länderspielen sind bisher 1 Teilnahme bei Paralympics in Sydney, 5 Europameisterschaften (1999 Vizemeister) und 3 WM-Teilnahmen bei der Weltmeisterschaft in Japan zusammen gekommen.

Das 200. Länderspiel wird das WM-Vorrundenspiel gegen Israel sein. Das große Ziel sind die Paralympics 2004 in Athen.

Sport und Beruf spielen eine große Rolle in Deinem Leben?

Ja die sportlichen Erfolge haben mir auch die Kraft für den beruflichen Werdegang gegeben, denn 1997 habe ich meinen Abschluss zum Diplom-Informatiker gemacht.

Was kannst Du zu Rotenburg, Berlin und Göttingen sagen?

Im hessischen Rotenburg wurde der Kooperationsvertrag zwischen dem DBB und dem DRS geschlossen. Bis zum Top-Four in Berlin war er noch ohne Leben. Nach Gesprächen mit der BBL und Otto Reintjes konnten wir uns mit einem Einlagespiel einem großen Publikum präsentieren. Dank der guten Kontakte von Stefan Koch zum DBB folgte ein Gespräch mit Sportdirektor Brenscheidt und die Idee gemeinsamer Länderspiele war geboren.

Göttingen in der Lokhalle war dann der absolute Höhepunkt. Erstes gemeinsames Länderspiel mit den Fußgängern, wir gegen die Schweiz und der DBB gegen Estland. Was noch fehlte war die gemeinsame Pressekonferenz nach dem Spiel, doch diese Feinheiten werden wir auch noch schaffen.

Wie siehst Du eigentlich heute Deine Umwelt?

Die Zeit der Berührungsängste ist Gott sei Dank vorbei und Rollstuhlfahrer gehören zum Alltag und Stadtbild, denn die Rollis sind besonders auf ihre Selbständigkeit bedacht, das beginnt bei mir mit dem selbständigen Tanken und setzt sich fort mit den normalen Dingen des täglichen Lebens.

Die Mitbürger schauen uns nicht mehr mitleidig nach, sondern suchen den Kontakt und das Gespräch. Hier haben beide Seiten große Fortschritte gemacht.

Besucht oft Spiele der OPEL SKYLINERS - Jorg Leonhardt.Wie oft trainierst Du in der Woche?

Vor der WM dreimal wöchentlich. Als Forward muss ich vor allen Dingen Schusstraining machen, doch ich war bis heute schon 35.000 km in Sachen Rollstuhlbasketball unterwegs, da wird es manchmal sehr knapp.

Welches sind aus Deiner Sicht die besonderen Highlights des Rollstuhlbasketballs?

Durch die Schnelligkeit der Sportrollstühle kommt die besondere Dynamik ins Spiel und beim Fahren eines Blocks, der für unser Spiel besonders wichtig ist, zeigt sich, dass unser Zusammenspiel als Team stimmen muss. Als Einzelunterhalter hast Du keine Chance.

Die Hauptbelastung liegt im Oberkörper, denn hierüber wird der Wurf abgewickelt.

Welche Bedeutung hat die Klassifikation?

Hiermit soll erreicht werden, dass Sportler mit verschiedenen Behinderungen gemeinsam Rollstuhlbasketball spielen können. So bekommt jeder Spieler eine Punktzahl, nach dem Prinzip je höher die Behinderung, desto geringer die Punktzahl. In meinem Fall 1 und wenn Du als Fußgänger mitspielen würdest, was möglich ist, 4,5. Das spielende Team darf insgesamt auf höchstens 14 Punkte kommen.

Junioreneuropameisterschaften erstmals in Frankfurt

Die 2. Junioreneuropameisterschaften finden vom 23.9.-28.9. in Frankfurt statt. Deutschland ist Titelverteidiger und da sich kein Ausrichter gefunden hat, habe ich zugegriffen.

Frankfurt finde ich eine klasse Stadt, um die Öffentlichkeit auf den Rollstuhlbasketball aufmerksam zu machen. Die Stadt war meiner Idee sofort aufgeschlossen und die Bürgermeisterin Petra Roth hat die Patenschaft übernommen.

Die örtlichen Medien ziehen voll mit und so hat die Leberecht Stiftung die Hotelkosten übernommen. Die Sporthalle in Kahlbach ist eine geeignete Umgebung, denn alles ist weiträumig angelegt. Die Stadt wird alles rollstuhlgerecht vorbereiten.

Wie sieht das Programm aus

Sechs Teams aus Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Spanien, Türkei und Deutschland haben gemeldet und spielen "Jeder gegen Jeden" den Europameister aus. Da die Spiele in der Zeit von 9.00 - 16.00 Uhr stattfinden, werden wir besonders die Schulen im Raum Frankfurt ansprechen, ein sogenannter Wandertag zur EM der Rollis schwebt mir vor.

In den Spielpausen wird es das beliebte Bahn-Shootout und Gewinnspiele um Eintrittskarten der Opel Skyliners geben.

Was bedeutet das Sponsoring durch die deutsche Bundesbahn?

Als einer Hauptsponsoren der Bundesliga, setzt die Bahn auf die Attribute unseres Sports: jung, dynamisch, begeisterungsfähig und schnell. Durch den Einstieg bei uns, hat sie ein Zeichen gesetzt. "Rollstuhlbasketball da bewegt sich was". So werden auch andere Sponsoren auf uns aufmerksam und so können wir die Jugendförderung noch intensivieren.

Gibt es in Deinem Sport auch Profis?

In Großbritannien werden die Spieler Monate vor der WM freigestellt und vom Staat bezahlt. Hier und da gibt es einige Spieler, die durch Eigenwerbung einige Euro verdienen, ansonsten zahlt der Verband nur Fahrtkostenzuschüsse, z.B. 0,10 Cent pro km, doch das ist nicht so wichtig. Für mich ist wichtig, dass man uns als Basketballer wahr, und ernst nimmt. Hier besteht bei den Medien noch Nachholbedarf.

Du bist oft bei den Heimspielen der Opel Skyliners zu sehen.

Ja, in der Ballsporthalle fühle ich mich wohl, die bietet durch ihre Großzügigkeit den notwendigen Bewegungsfreiraum. Mich interessiert das flotte Spiel der OPEL SKYLIENRERS und dort habe ich auch gute Kontakte zu den Fußgängern. Der Club wird uns auch bei der Organisation der Europameisterschaft helfen. Hier wird die Kooperation von Rollis und Fußgängern mit Leben gefüllt.

Was sollte man sonst einmal zur Sprache bringen?

Ein Besuch beim Bundeskanzler wäre natürlich auch was für uns gewesen! Ansonsten hoffe ich, dass die Europameisterschaft von 24.-27.9. 2002 in der Freizeitsporthalle in Kalbach für Frankfurt und unseren Sport ein Erfolg wird.