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WM-Daily-Report aus Indianapolis - Deutschland holt Bronze

Deutschland gewinnt Bronze bei einer Weltmeisterschaft!

Samstag 7, September

Die Niederlage der deutschen Mannschaft war bitter und vielleicht auch vermeidbar, doch was soll es. Die Südamerikaner wirkten in den letzten 71 Sekunden nach dem 78:78 wacher und frischer in diesem Halbfinale und gewannen mit dem nötigen Glück 80:76.

Argentiniens Trainer Rubens Magnano sprach von dem besten und härtesten Spiel seiner Mannschaft seit Jahren. "Das deutsche Team stellte seinen Spitzenplatz in der Weltelite unter Beweis".

Bei soviel Komplimenten meinte Trainer Dettmann: "Unsere Defense war 38 Minuten sattelfest und ich bin stolz. Aber ich weiß, dass gute Teams lernen und wir werden aus dieser Erfahrung lernen. Das morgige Spiel um Platz 3 kann schon der erste Beweis unserer Lernfähigkeit sein."

Übrigens mein Freund "punto, Punto Argentinia" hatte an diesem Spätnachmittag wieder Hochkonjunktur, denn er hatte plötzlich ein ARD-Mikrofon in der Hand, so dass er auch nach Deutschland über den Sender ging.

Der zweite Finalteilnehmer musste im Spiel des Titelverteidigers Jugoslawien und Neuseeland ermittelt werden.

Robert Maras mit der Bonzemedaille Das sympathische Team der "Kiwis" ärgerte vor allen Dingen Trainer Pesic ob der Nachlässigkeiten seiner Truppe in der ersten Halbzeit, denn Neuseeland führte zeitweise durch ein beherztes Spiel mit 19 Punkten und war 4 Sekunden vor der Halbzeit um das Ergebnis seiner Früchte gebracht, als Jugoslavien mit 46:45 in die Pause ging.

Am Ende war dann alles klar für den Titelverteidiger, der 89:78 gewann. Somit kommt es am Sonntag im Spiel um die Bronzemedaille zum drittenmal in 3 Wochen zu einem Spiel zwischen Neuseeland und dem DBB-Team.

Der späte Abend brachte noch etwas für die Statistik und Geschichte der US-Boys, denn sie verloren ihr Platzierungsspiel gegen Spanien mit 91:75 und beendeten das Turnier als 6. Nach soviel Basketball wollte endlich einmal mehr als 6 Stunden schlafen und zog mich ohne den obligaten Nachtbummel in mein Hotel zurück.

Sonntag 8. September

Der Tag der Endspiele beginnt um 9:00 Uhr mit dem Frühstück und ohne Hetze, denn ich hatte mir vorgenommen die letzten Zeilen im Pressezentrum zu schreiben. Fast wäre das schiefgegangen, denn ich hatte den notwendigen Stromkonverter wohl zu gut verpackt.

Eine erstaunlich gelöste deutsche Mannschaft betritt um 11:30 Uhr das Conseco Fieldhouse in Indianapolis und ist festen Willens das Erlebnis eines guten 4. Platz von der EM in der Türkei vergessen zu machen.

Dirk Nowitzki (links) und Robert Maras (mitte) lassen Bundestrainer Henrik Dettmann (rechts) ganz schon klein aussehen Gegner Neuseeland schwört sich seinem berühmten Tanz auf das Spiel ein, während in der deutschen Ecke Zuversicht auf den Gesichtern zu lesen ist.

5.000 Zuschauer sahen eine beherzt aufspielende deutsche Mannschaft, die nur im ersten Viertel etwas Probleme mit Phil Jones hatte, der binnen weniger Minuten 16 Punkte in der deutschen Reuse versenkte. Doch am Viertelende hieß es 35:27 für das Dettmann-Team.

Das zweite Viertel war vorentscheidend als Dirk Nowitzki befreit aufspielte und endlich seine Wurfmarken in der Halle gefunden hatte. Der zweite Center im diesem Viertel war Robert Maras, der für den etwas indisponierten Patrick Femerling ins Spiel kam und am Ende bei 12 Minuten Spielzeit auf stattliche 12 Punkte kam.

Pascal mit 9 Minuten im Bronzespiel dabei, setzte seinen obligaten Dreier in die Reuse und war am Ende des Spiels freudig und entspannt über den 117:95 Sieg, der die Bronzemedialle bedeutete.

Damit war der beste Auftritt einer deutschen Mannschaft auf der Weltbühne des Basketballs mit Platz 3 perfekt. Präsident Geggus meinte in einem ersten Statement: "Wir haben eine Medaille und das ist entscheidend. Wir sind glücklich!"

Die deutschen Spieler zeigten ihre Freude bei der Siegerehrung als ihnen das deutsche Mitglied im Central Board der Fiba, Manfred Ströher die Medaille überreichte.

Danach verfolgte ein sichtlich entspannter Bundestrainer das Endspiel Jugoslawien vs. Argentinien mit um die 15.000 Zuschauern, wobei die Mehrzahl Anhänger des Weltmeisters waren.

Es wurde schnell klar, dass die Südamerikaner ein Spitzenteam, wenn nicht das Spitzenteam waren, denn die Pesic-Truppe lief zuerst immer einem Rückstand hinterher. Doch angetrieben von den eigenen Fans, fand sie immer wieder ins Spiel zurück, obwohl Argentinien zeitweise mit 10 Punkten führte.

Nach dem 3. Viertel stand es 57:52 für die bisher noch unbesiegten Südamerikaner und mein Freund "punto Punto Argentinia" war unüberhörbar aus dem Häuschen.

Was nun folgte war ein Krimi der ersten Klasse und der "Official Play-By-Play Report", der jede Spielaktion protokolliert, vermerkte 52,9 Sekunden vor Schluss eine 74:73 Führung Argentiniens.

Noch 17,4 Sekunden zu spielen als Jugoslawien zum 75:75 ausglich. Ballbesitz Argentinien, doch ein umstrittenes Foul brachte NBA-Star Divac noch einmal an die Linie. Er hätte das Spiel entscheiden können, doch versagte. Overtime war angesagt.

<link>Das südamerikanische Temperament geriet nach dem Schlusspfiff völlig aus den Fugen, denn statt sich auf die anstehende Verlängerung zu konzentrieren, Disput mit dem Schiedsrichter.

Trainerfuchs Pesic hatte seine Mannen sofort auf die Bank beordert, um dort die entscheidenden Anweisungen zu geben, Ruhe bewahren und weiter konzentriert bleiben.

Die Jugos bewiesen, geführt von einem überragenden Mannschaftskapitän Bodiroga, dass ihre Chance gekommen war, die 4. Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Nach dem verlorenen Sprungball und dem folgender 3er von NBA-Star Stojakovic war Argentinien so gut wie geschlagen, denn den Südamerikanern versagten völlig die Nerven und sie erzielten ganze 2 Punkte und verloren eine fast schon sicher geglaubte Goldmedaille.

84:77 hieß es am Ende für Jugoslawien und im Fahnenmeer der Fans ließ sich der alte und neue Weltmeister von "Jugoslavia, Jugoslavia"-Rufen feiern.

Die Abschlussfeier war eine gigantische Schau nach streng geregeltem Ritual. Das deutsche Team stand rechts vom Weltmeister und Coach Pesic nahm seinen Sohn Marko in die Arme, sie hatten beide das Wunschergebnis geschafft, gemein auf dem Siegerpodest zu stehen. Der Sohn hatte im Vorfeld der WM gesagt "Wir werden Weltmeister". Dieser Satz war für jede Interpretation offen.

Auf der abschließenden Pressekonferenz meinte Setislav Pesic: "Heute ist ein besonderer Tag für mich! Wir sind Weltmeister und mein Sohn hat die Bronzemedaille. Ich freue mich für Deutschland, denn ich habe die meisten der Jungs ja selbst in der Bundesliga trainiert. Das deutsche Team ist ein Team mit guten Zukunftsperspektiven, wenn es so zusammen bleibt."

Dirk Nowitzki wurde ins All-Star-Team der WM gewählt und auch zum MVP der Veranstaltung. Eine Sternstunde für den deutschen Basketball, der wohl hoffentlich auch in der Heimat seine Würdigung findet.

Die Quotenzähler der Fernsehanstalten sollten nun endlich aufhören, den Basketballboom zu ignorieren, doch ähnlich wie hier Football und Baseball, steht bei uns Basketball im Schatten von Fußball.

Für die Amerikaner war diese WM eine von vielen Veranstaltung internationaler Art, doch dort ist Basketball nur NBA und damit basta, so das die Organisatoren trotz 170.000 Zuschauern an 10 WM-Tagen keine schwarzen Zahlen schreiben werden. 2006 ist die Basketball-WM in Japan.

Indianapolis eine saubere und eigentlich ruhige Stadt mit viel deutscher Tradition und Geschichte war nach dem Finale fest in der Hand der jugoslawischen Fans, die laut hupend mit einem Autokorso um die Blocks des Zentrums ihre Siegesfreude in die Nacht schrien.

Das deutsche Team feierte im Restaurant Malibu, während die Journalisten ihre letzten Eindrücke in die Heimat schickten. Es war Mitternacht als wir versuchten noch ein Bier zu trinken, doch es war eine vergebliche Suche, denn nach Mitternacht ist jeder Alkoholkonsum in den Bars und Restaurants per örtlichem Gesetz versagt, so wurde es nichts mehr mit dem Siegesbier.

Das Ergebnis dieser 10 Tage Indianapolis fällt für mich sportlich und vom Erlebniswert positiv aus und wenn ich am Dienstag um 7.10 Uhr wohl hoffentlich in Frankfurt wieder gelandet bin, brauche ich bestimmt einige Tage, um meine 1500 Photos richtig zu archivieren und zu genießen.

In diesem Sinne schöne Gruße in die Heimat Euer hpl