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WM 2006 in Japan - HPL’s Tagebuch Teil 10

(Donnerstag, 31. August 2006 von Hpl)


Der Besuch im John Lennon-Museum am Vormittag war kein glücklicher, denn ich hörte den Song „Yesterday all my dreamings are so far away“ und genau das ist dann leider auch eingetroffen. Ein spanischer Kollege hatte noch geträumt, dass Spanien und Deutschland das Finale bestreiten.


Frankreich hatte schon nach dem 1. Viertel gegen Europameister Griechenland ausgeträumt, denn ohne den Spielmacher Tony Parker waren die Blauen chancenlos. Die Griechen waren noch ein Tick besser als in Belgrad und besonders der erste farbige Grieche Tsatsaris –auch Baby-Shaq genannt - mit seinen 130 Kilo wirkte unter dem Korb wie ein Felsen in der Brandung und wurde gleich zum Publikumsliebling als er einmal zum krachenden Dunking ansetzte. Mit 73:56 zog Griechenland sicher ins Halbfinale.


Die Nervosität stieg mit jeder Minute und als dann endlich vor 14.000 Zuschauern der Sprungball das Spiel Deutschland vs. USA eröffnet, legte sich die Nervosität anfangs ein wenig, denn das deutsche Team bestimmte zunächst das Spiel.


Dank einer starken Zonen-Abwehr, die den Amerikanern das Leben äußerst schwer machte, waren die deutschen Korbjäger mit einer 4:1-Führung in die Partie gestartet. Der größte Vorsprung gelang nach gut acht Minuten beim Stand von 21:16. Die deutschen Fans belohnten dies mit einem lautstarken „ Klasse Deutschland Klasse“.


In der 14. Minute kam dann Pascal nachdem sich Hamann an Hinrich aufgerieben hatte und glich zum 33:33 aus. Dirk Nowitzki, der immer gedoppelt wurde, holte sich in dieser Phase sein 3. Foul und fand im Angriff nie den Punkt für seine sicheren Würfe. Ademola Okulaja konnte bis dahin in die Bresche springen, aber auch er musste sich nach seinem 3. Foul stark zurücknehmen. Mit 39:40 ging es dann in die Pause.


Das deutsche Team hätte eigentlich ganz entspannt in den zweiten Abschnitt starten können, denn es hatte die Zuschauergunst auf seiner Seite. Stattdessen kam die gefürchtete Nervosität auf und nach 4 Turnovers waren die US-Boys auf 54:45 enteilt und wunderten sich sehr über die Geschenke der Deutschen. In der 29. Minute hatte Dirk 4 Fouls und ging kurz auf die Bank, wo der dann das bittere Ende mit dem 67:52 schon vor Augen hatte.


Die eigenen Fehler hatten den Gegner aufgebaut, die so ihre Schwächen in der Abwehr vertuschen konnten. In der 35. Minute beim 77:61 hatte auch Coach Bauermann eingesehen, dass die Mission in Richtung Finale ihr Ende hatte und ersetzte Dirk durch Jagla und die Niederlage war mit 85:65 deutlicher als der Spielverlauf. Bleibt die Erkenntnis, dass ein Spiel eben 40 Minuten dauert und wenn man davon 20 durch Hektik und Nervosität verspielt, steht man am Ende mit leeren Händen da.


Dirk Nowitzki, Garant der vergangen Erfolge, ist in Personalunion auch für den jüngsten Rückschritt verantwortlich. Nicht weil er es hätte besser machen können - sondern weil er schlicht nicht in der Lage dazu war. 116 Spiele in 365 Tagen, das heißt fast jeden dritten Tag Höchstleistung zeigen. Das ist unmöglich, selbst für einen wie Nowitzki.


Dass er es trotz einer nur dreiwöchigen Pause zwischen NBA-Finale und WM-Vorbereitung versucht hat, ist ihm hoch anzurechnen. Doch Nowitzkis eingeschränkte Handlungsfähigkeit offenbarte die Misere der Mannschaft: Demond Greene war stark, Johannes Herber deutete an, zu was er fähig ist. Und Ademola Okulaja wurde von Spiel zu Spiel besser, war aber nicht die erhoffte Entlastung für Nowitzki. Der Rest tritt auf der Stelle.


Auch die häufig statische und durchschaubare Art, mit der Bundestrainer Bauermann sein Team dirigierte, barg wenig Fortschritt. So scheint Nowitzkis Traum von einer Olympiateilnahme 2008 nicht in Erfüllung zu gehen. Hoffnung macht nur das Bemühen des Verbandes, die Karriere des Übertalents mit einer EM im eigenen Lande zu beenden.


Pressestimmen


Hamann entschied sich für den Mittelweg: "Beides", sagt er. "Wir haben unser Herz auf dem Feld gelassen, aber konnten dem Druck nicht widerstehen." Dann überlegt er noch einmal. "24 Ballverluste - das geht nicht.“


Demond Greene hatte den amtierenden NBA-Champion Dwayne Wade beim Dunking-Versuch geblockt. "Aber bei einer Niederlage zählt das nichts Wir wussten, dass sie das dritte Viertel hart beginnen würden - trotzdem konnten wir nicht gegenhalten".

US-Coach Krzyzewski: "Deutschland hat eine großartiges Spiel abgeliefert. Das Team hat uns nie in den Rhythmus kommen lassen. Sie haben uns besonders in der 1. Halbzeit zu vielen Fehlern durch ihre Zonendeckung gezwungen. Wir haben heute mit vielen unterschiedlichen Leuten gegen Dirk verteidigt. Dennoch war er das Zentrum des deutschen Spiels, auch wenn er nicht so viele Punkte erzielt hat. Wir wollen hier Weltmeister werden und dieses Spiel hat uns gezeigt, dass wir noch besser werden müssen.“


Dirk Nowitzki: Ein Lauf der Amerikaner (20:6) entschied das Match bis zur 29. Minute (60:48): „Danach haben sie es locker runtergespielt“, sagte Nowitzki, „ich konnte der Mannschaft heute nicht zum Sieg verhelfen.“

Jetzt geht es erstmal gegen Frankreich. Wir haben genug Stolz, das Turnier zu einem guten Ende zu bringen.“


Dirk Bauermann: „Sie sehen mich mit einen lachenden und einem weinenden Auge. Wir haben leider nur 20 Minuten unser Spiel umgesetzt und ich bin etwas enttäuscht, aber so ist das eben. Mit 24 Turnover kann man gegen diese USA kein Spiel gewinnen. Jetzt sind sie für mich Titelfavorit.“


Heute kommt es zu folgenden Plazierungsspielen

Runde um Plätze 5-8 (Donnerstag, 31.08.)

Türkei - Litauen (09.30)

Frankreich - Deutschland (12.30)


Und morgen steigen die Halbfinals Europa vs. Amerika

Halbfinale (Freitag, 01.09.)

Argentinien - Spanien (09.30)

Griechenland - USA (12.30)


Beste Grüsse von Tokio nach Frankfurt

Euer hpl