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„Wie ein weiterer Co-Trainer“ – FRAPORT SKYLINERS nutzen Global Sports Analytics

Die FRAPORT SKYLINERS nutzen seit dieser Saison die Plattform Global Sports Analytics um noch tiefer in die Welt der Daten, Analysen und Statistiken einzutauchen. Das Ziel ist dabei ganz klar: Mehr Siege durch mehr Wissen. Brandon Smith, Gründer der Plattform, und Headcoach Sebastian Gleim berichten über die Nutzung, die Möglichkeiten und die Vorteile.

Brandon, was ist >>Global Sports Analytics<< [GSA] eigentlich genau?

GSA ist ein Technologie-Unternehmen welches komplexe und erweiterte Basketball-Analysen liefert. Unsere Kunden sind hauptsächlich Clubs, Ligen, Medien und Fans auf der ganzen Welt. Unsere Mission ist es, die Art und Weise wie Basketball analysiert wird, nachhaltig zu verändern und zu verbessern. Daraus ergibt sich dann, dass der Basketball mittelbar besser wird und die Fans ein besseres Produkt erleben.

Sebastian, wie nutzt ihr GSA im Alltag? Was bietet es euch als Trainer?


Im Grunde ist GSA wie ein weiterer Co-Trainer für uns. Nur, dass der eben nicht bei uns im Hause sitzt, sondern von extern mit uns agiert. Die Plattform bietet uns dabei ganz unterschiedliche Mehrwerte.

Welche wären das?

Das Wichtigste ist, dass ich die Plattform in erster Linie nutze, um über uns selbst tiefere Erkenntnisse zu gewinnen. Die Daten liefern mir zum Beispiel eine Übersicht über unsere Spielgeschwindigkeit. Wie schnell haben wir gespielt, wie oft haben wir dabei aus welcher Position wie effektiv geworfen. Oder sie zeigt mir besondere Verläufe während eines Spiels an; wie oft haben wir im ersten Viertel das Pick and Roll gespielt, wer war involviert, welches Ergebnis haben wir daraus erzielt. Es geht also weniger um die X and O´s, also unsere klassischen Spielzüge, sondern um Tendenzen, Prozesse, Geschwindigkeiten. Man kann seine klassischen Eindrücke, wie Spielgefühl oder Spielerlebnis, mit statistischen Werten abgleichen und erhält einen Bericht, aus dem man ablesen kann, was man besser machen kann.

Klingt spannend. Welche weiteren Aspekte kommen zum Tragen?

Das Thema Scouting hat eine neue Dimension bekommen. Die Jungs von GSA sitzen 24 Stunden, sieben Tage die Woche am Rechner. Als Beispiel: Ich möchte ein Video von Matt Mobley und Jon Gudmundsson aus dem letzten Spiel. Ich schicke denen die Anfrage dazu noch aus dem Teambus heraus und in kürzester Zeit haben wir das Video vorliegen. So können wir direkt am nächsten Tag mit den Jungs das Video schauen und sie auf Dinge aufmerksam machen. Ein weiterer Aspekt ist die Gegneranalyse. Die Datenbank zeigt Tendenzen, Stärken und Schwächen auf. Diese Aufarbeitung machen wir aber vor allem intern, vorrangig in Person von Klaus Perwas.

Also drei Aspekte: Das eigene Team besser machen, Scouting der eigenen Spiele und Gegneranalyse…

… und ich würde noch einen vierten Punkt hinzufügen. Durch die Datenerfassung können wir neue Spieler viel besser kennenlernen. Als fiktives Beispiel: Wir suchen einen Point Guard, der werfen kann, seine Mitspieler besser macht und Stärken im schnellen Spiel hat. Drei Spieler kommen in Frage. Mit Hilfe der Datenbank kann ich einen Bericht erhalten, der mir Tendenzen der Spieler aufzeigt. Wie schnell haben ihre Teams gespielt, wie erfolgreich waren sie dabei? Solche Fragestellungen kann die Plattform gut beantworten.

Hast du das schon für das aktuelle Team gemacht?

Ja, die Scoutings von Jon Gudmundsson und Rasheed Moore, die uns das System geliefert hat, würde ich zu 90% unterschreiben. 100% sind natürlich immer schwer und vermutlich nie zu erreichen, einfach weil zu viele Faktoren da eine Rolle spielen, die dann doch über das eigentliche Basketball-spielen hinaus gehen. Aber diese 90% helfen schon sehr bei einer Einschätzung.

Brandon, was sind deine Erfahrungen mit anderen Teams, welche die Plattform schon nutzen?

Wir haben GSA im Jahr 2017 in der easyCredit BBL eingeführt. Damals waren Bonn und Berlin die ersten beiden Teams, die uns genutzt haben. In der vergangenen Saison waren bereits 42% aller Teams an Bord.

Und wie erfolgreich waren diese Teams?

Lass es mich so sagen: Drei von vier Teams, die im Halbfinale standen, nutzen GSA. Inklusive des späteren Meisters aus Berlin.

Sebastian, gab es schon Erkenntnisse die du ziehen konntest, die dich überrascht haben?

Immer wenn wir mit viel Tempo spielen, sind wir bereits erfolgreich. Dabei haben wir diesen Aspekt im Training noch gar nicht so sehr in den Fokus gerückt. Wir wollen also in Zukunft versuchen, das Tempo noch weiter hochzuhalten. Vielleicht müssen wir dafür auch mal die Wurfauswahl etwas riskanter gestalten. Wir könnten dadurch unsere körperlichen Größendefizite etwas ausgleichen. Es passieren meist gute Dinge, wenn wir schnell spielen.

Und wie ist die Handhabung der Plattform? Es klingt schon alles sehr komplex und kompliziert.

Die ist ziemlich effektiv. Wie gesagt: Schon im Teambus fange ich an unser Spiel zu schauen. Man nimmt so ein Spiel ja anders wahr, wenn man die Dynamik rausnimmt. Also immer stoppt und Dinge im Detail betrachtet. Dann mache ich mir Gedanken zur mentalen und taktischen Herangehensweise in diesen Situationen. Wie war die Kommunikation? Wie war die Entscheidungsfindung? In welcher mentalen Verfassung waren wir in dem Moment? Über diese Überlegungen lege ich dann das Tool und bekomme so noch mal einen ganz anderen Spiegel vorgehalten. Aus der Praxis: Gegen München haben wir in der ersten Halbzeit 21 Pick and Rolls gespielt. Da waren wir noch gut dabei. In der zweiten Halbzeit waren es dann nur noch 13. Was ist da passiert? Wo waren wir geistig und körperlich? Welche Erkenntnisse liefern die Daten und Analysen? Ich bin sehr zufrieden mit dem Tool. Seit ich als Headcoach angefangen habe, versuche ich jeden Tag Dinge zu verbessern und zu modernisieren. GSA ist dabei ein ganz wichtiger Baustein.

Brandon, noch mal zu dir. Du darfst jetzt noch mal in kurzen Worten die Vorteile der Plattform aus deiner Sicht nennen.

Sebastian hat das schon ziemlich gut zusammengefasst und mit Praxisbeispielen belegt. GSA ist eine nutzerfreundliche Lösung, die dafür gestaltet wurde, einen Wettbewerbsvorteil anhand von Daten und Analysen zu gewinnen. Trainer und Sportdirektoren können ihr Spiel so im Grunde auf das nächste Level bringen, um noch besser zu scouten, Spieler zu finden und so am Ende einfach mehr Siege zu erzielen.

Und als letzte Frage an dich: Wie siehst du Zukunft der Datenanalyse im Basketball?

Die NBA macht es ja ganz klar vor und zeigt die Bedeutung. Ich denke, dass auch der Basketball in Europa immer mehr in diese Richtung gehen wird und die Wichtigkeit von Daten und deren Auswertung einen immer höheren Stellenwert bekommen wird. Diese fortgeschrittenen Daten werden das Spiel weiter und neu entwickeln. All jene, die in diese Richtung ambitioniert arbeiten und bereit sind, neue Wege einzuschlagen, werden sich dem Thema öffnen und, davon bin ich überzeugt, am Ende auch mehr Siege feiern können.

Vielen Dank an euch beide für das interessante Gespräch!