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"Noch ist es nicht zu spät"

(Dienstag, 20. Juli 2010)


Harald Joisten von der Frankfurter Neuen Presse sprach mit unserem Geschäftsführer/Gesellschafter Dr. Gunnar Wöbke. Hier das komplette Interview.


Harald Joisten: Die Deutsche Bank zieht sich in einem Jahr als Hauptsponsor zurück. Was bedeutet das finanziell für die kommende Saison?


Dr. Gunnar Wöbke: Das Budget für die kommende Saison wird gegenüber dem der letzten Saison nochmals sinken. Wie weit, werden die kommenden Monate zeigen.


Stimmt es, dass Ihr Teametat bereits in der vergangenen Saison unter 1. Mio € gelegen hat?


Nein, natürlich nicht – so tolle Hechte sind wir nun auch nicht. Wir sind Vizepokalsieger und Vizemeister geworden - und mit ein bisschen mehr Glück wäre sogar ein Titel drin gewesen. Man müsste die meisten anderen Clubverantwortlichen sofort entlassen, wenn das stimmte. Aber es lässt einen schon schmunzeln, was man uns so alles zutraut.


Droht ein Kampf gegen den Abstieg?


Es ist zu früh darüber Mutmaßungen anzustellen, welche sportlichen Ziele in der kommende Saison realistisch sind. Die Saisonziele werden wir wie jedes Jahr in der Auftaktpressekonferenz im September kommunizieren.


Ihr Club engagiert sich besonders stark im Jugend- und Schul-Bereich. Sollte nicht auch dort gespart werden?


Nein. In unseren Kindern (Stichworte sind z.B. Ausbildung, Integration, Gesundheit) liegt die Zukunft unserer Gesellschaft ebenso wie der des Clubs. Das wir hier nicht sparen wollen darüber sind wir uns mit all unseren Partnern und Sponsoren einig – das ist klar abgesprochen und kommuniziert. Wir werden in den nächsten Monaten aber nur den Status Quo aufrecht erhalten können und im nächsten Schuljahr z.B. wieder 60 Schul-AGs machen. Wir haben mittlerweile allerdings Anfragen für über 250 AGs aus der Rhein-Main Region. Dass wir so viele Absagen erteilen müssen und die Maßnahmen derzeit nicht ausbauen können (geplant waren jetzt eigentlich 120) schmerzt doch sehr.


In wenigen Wochen tritt Ihr Club in der Qualifikation für den Eurocup an. Würde es nicht Sinn machen, im Zuge der Sparmaßnahmen auf eine (teure) Europapokal-Teilnahme zu verzichten?


Ja und nein – da den hohen Kosten auch Chancen gegenüber stehen, die wir uns aufrechterhalten müssen, z.B. beim Thema Sponsoring. Darüber hinaus freuen wir uns - nach einem Jahr europäischer Abstinenz - sehr auf den Heimspiel-Saisonauftakt am 29.09. gegen Besiktas Istanbul. Wir gehen davon aus, dass es wieder eine klasse Atmosphäre in der Ballsporthalle geben wird.


Wird eine Eurocup-Teilnahme für Ihren Club ein Zuschuss-Geschäft?


Das hängt davon ab, ob wir genügend Zuschauer und Partner finden die ein Interesse daran haben, dass wir als Frankfurter Club europäisch vertreten sind.


Die Frankfurt Lions haben mangels Sponsoren nicht überlebt. Glauben Sie jetzt noch daran, dass in Frankfurt eine neue Multifunktions-Arena gebaut wird?


Wir arbeiten an diesem Thema sehr intensiv und konstruktiv mit der Stadt zusammen und haben auch bei der einen oder anderen Arena hinter die Kulissen geschaut. Es sollte für den Wirtschaftsraum Rhein-Main kein Problem sein, den weißen Fleck in der deutschen Arena Landschaft zu schließen. Wenn der politische Wille da ist, wird man auch Investoren finden. Dies ist in den vielen Gesprächen, die wir in den letzten Wochen und Monaten geführt haben sehr klar geworden.


Aber Ihre Basketballer wären vermutlich die einzigen Hauptmieter der Arena?


Die Insolvenz der Lions ist keinesfalls ein Argument gegen den Bau einer adäquaten Arena hier in Frankfurt, sondern eines dafür. Wir sind der festen Überzeugung, dass es nur mit einer neuen Arena gelingen wird, dass Eishockey (und ggfls. auch Handball) in Frankfurt „wiederzubeleben“ und auch wirtschaftlich zu betreiben. Die Lions haben eine wirklich tolle Fanbasis. In der geplanten Bauzeit von 18 Monaten plus Vorlaufzeit für Genehmigungsverfahren etc. sollte es nicht nur gelingen die Lions wieder aufzubauen, sondern auch die Fans nicht endgültig zu verlieren. Die brennen darauf sich zukünftig wieder Eishockey-Spiele in Frankfurt anzuschauen und Gummihühner auf das Eis zu schmeißen.


Wie lange könnte Ihr Club "überleben", wenn sich kein neuer Hauptsponsor fände und gleichzeitig das Projekt neue Halle scheitern würde?


Darüber jetzt öffentlich zu spekulieren wäre falsch. Ob es im schlechtesten Fall wirtschaftlich darstellbar ist ohne die Perspektive auf eine neue Halle, gegebenenfalls mit ganz anderen Zielen hier in Frankfurt weiter zu machen, werden wir, wenn es soweit kommen sollte, mit der Stadt und unseren Partnern besprechen. Fest steht, dass es dann zwingend radikale Kurs- und Zielkorrekturen geben müsste.


Welcher Art?


Als wir 1999 von der Stadt Frankfurt als Mieter für die Ballsporthalle nach Frankfurt geholt wurden, haben wir das u.a. mit der Perspektive „Top-Team in der Bundesliga mit europäischer Perspektive“ getan - und dieses Ziel in den Jahren 2003 bis 2005 auch mehr oder weniger erreicht. Ohne eine modernere und größere Halle ist dies zukünftig aus eigener Kraft wirtschaftlich nicht mehr möglich, auch wenn wir uns in den letzten zwei, drei Jahren mit Schweiß und Fortune nochmal in „Schlag-Nähe“ gebracht haben.


Und die für Sie so wichtige europäische Perspektive?


Wir haben uns als zweitbestes deutsches Team der vergangenen Saison sportlich qualifiziert – und müssten diese Saison nach Uleb-Regeln und deren Wunsch sogar einen festen Startplatz im Eurocup haben. Ab der nächsten Saison wird es das Zweijahres-Ranking in der Beko-BBL nicht mehr geben sondern nach Abschlusstabelle gemeldet.


Und wie sieht es sportlich in Europa aus – Thema „Wettbewerbsfähigkeit“?


Jetzt wird’s spannend - und auch kurios. Bei genauem Hinsehen fällt auf: Wir waren nie näher an diesem Ziel als heute. Der EuroChallenge-Titel von Göttingen und der 2. Platz von ALBA Berlin im Eurocup belegen eindrucksvoll, dass die Teams der Beko BBL mittlerweile europäisch wettbewerbsfähig sind. Beide Mannschaften sind in der Bundesliga nicht über das Viertelfinale hinausgekommen, weil andere Mannschaften besser waren – das sagt einiges aus. Einer der Gründe für deren gutes abschneiden in Europa ist sicher unsere Ausländerregel, die es erlaubt im europäischen Vergleich verhältnismäßig viele Amerikaner einzusetzen. Hinzu kommt, dass in vielen Ländern wie z.B. in Spanien und Griechenland die Budgets extremer als hierzulande eingebrochen sind und sich dieser Trend momentan weiter fortsetzt.


Haben Sie noch Hoffnung, dass das Ganze noch ein gutes Ende nimmt und wir zukünftig weiter Spitzenbasketball in Frankfurt sehen werden?


Ja – noch ist es nicht zu spät. Es erscheint uns als hätten alle Beteiligten die Zeichen der Zeit erkannt. Und es wäre wirklich zu Schade wenn nicht – wir haben hier zu viele positive Dinge erreicht und aufgebaut. Auch die letzte Saison war wieder eine Bestätigung dafür welche Substanz und Potenziale in dieser Region und in den DEUTSCHE BANK SKYLINERS stecken.