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Finaltagebuch Tag 15 – Der Beweis, dass Basketball lebt!

Unser Mann im Teamhotel, Marcel Friederich, schreibt über die Eindrücke des letzten Turniertags und die Abreise unserer Mannschaft. Wie ihn Headcoach Sebastian am Frühstückstisch überraschte. Weshalb ihn die Entwicklung unserer Youngsters besonders freut. Und was die Message dieses Turniers sein sollte.

Freitag, 19. Juni 2020
9.32 Uhr


Treffe Gytis am Aufzug. Frage ihn, wie es ihm körperlich geht, heute mit dem sechsten Spiel in 13 Tagen. „Das ist unerheblich“, sagt Gytis, während er in den Aufzug einsteigt: „Entscheidend ist, dass wir uns mit einem anderen Gesicht aus dem Turnier verabschieden.“

9.35 Uhr

Corona-Test. Der zweite hier im Hotel. Meist dauert es etwa 24 Stunden, bis die Ergebnisse vorliegen. Mein tollkühner Tipp: Bis dahin sind wir bereits abgereist.

9.55 Uhr

Sitze am Frühstückstisch. Vor mir ein Brötchen, Bierschinken und ein Spiegelei. Plötzlich tippt jemand auf meine Schulter. Es ist Headcoach Sebastian, der soeben vom Buffet kommt. Und mir eine Banane und einmal Nutella auf den Tisch legt.

9.56 Uhr

Schäle die Banane, dippe sie in die Nutella-Creme. Probiere den ersten Bissen. Schaue dabei um mich. Links am Tisch Sebastian und Klaus. Direkt gegenüber Daniel. Rechts am Tisch Physio Flo und Teammanager Jannis. Alle schauen zu mir. Ich nicke kurz. Gut schmeckt’s. Klaus hat ein besonders breites Schmunzeln im Gesicht.

10.20 Uhr

Ein bisschen humorvoller Trash-Talk zwischen Klaus und Jannis. Es geht nicht um Bananen oder Nutella, sondern um den dänischen Basketball-Klub Bakken Bears. Wie schon immer mal wieder die Tage zuvor. Weiß aber nicht genau, warum das so häufig Thema ist. Scheint ein Insider zu sein.

10.25 Uhr

Jannis gibt mir einen Hinweis. Soll mal versuchen, ob ich im Internet die Pressekonferenz des letzten Aufeinandertreffens finde.

11.10 Uhr

Oben in meinem Zimmer angekommen, klappte meinen Laptop auf. Tippe in der Suchleiste bei Google „bakken bears“ und „skyliners“ ein. Sofort wird angezeigt, dass die Dänen im November 2016 vor heimischer Kulisse 71:65 gewannen. Nach zwei, drei Klicks finde ich sie tatsächlich: die ominöse Pressekonferenz. Klaus sitzt total enttäuscht auf dem Podium, den Kopf gesenkt. „We cannot accept our performance“, sagt er mit Mühe und Not. Kann nur erahnen, wie schwer es war, Klaus dazu zu bewegen, sich überhaupt auf dieses Podium zu setzen.

13.25 Uhr

Vermeintlich letztes Treffen im Meeting-Room. Dort, wo wir ansonsten eine halbe Stunde lang sitzen, um den kommenden Gegner auf Video zu analysieren. Diesmal eine sehr knappe Session. Nur fünf Minuten Video. Positive Szenen des Turniers, Szenen aus dem Spiel gegen Ludwigsburg und Berlin, gute Ballbewegungen, gute Abschlüsse, gute Defensivaktionen. Dazu die Ansage von Headcoach Sebastian: Die nicht so guten Szenen der vergangenen beiden Partien aus dem Kopf bekommen – und heute Abend ein anderes Gesicht zeigen, um mit einem positiven Gefühl aus dem Turnier zu gehen.

13.40 Uhr

Stichwort positives Gefühl: Für die Bewohner des Hotels – Spieler, Trainer und Betreuer – gibt es verschiedene Snacks, die jeden Tag in Hülle und Fülle zur Verfügung gestellt werden. Knusperwaffeln, Schokoriegel, solche Leckereien. Darauf steht überall „extra weniger süß“ oder Ähnliches, so dass ich für mich selbst erhoffe oder gar erwarte, dass der Sixpack bald im Handumdrehen entstehen wird. Doch heute gibt es plötzlich etwas ganz Neues mitten in der Lobby: Chupa-Chups-Lutscher. Sicherlich nicht die perfekte Ernährung für Sportler. Dafür was für die Seele. Marco, Tez und Yorman schnappen sich einen Lutscher, bevor es zum Mittagessen geht.

13.55 Uhr

Keine ausgelassene Stimmung beim Mittagessen. Trotzdem ein paar der üblichen Sprüche, ein paar der üblichen Witze. Fast alle der Menschen, die gerade um mich herumsitzen, habe ich vor zwei Wochen erstmals persönlich kennengelernt. Viele gute, humorvolle, angenehme Menschen. Kann mir kaum vorstellen, in zwei, drei Tagen bei mir in der Leipziger Single-Wohnung wieder alleine zu essen.

16.30 Uhr

Tip-off des ersten Viertelfinal-Rückspiels. Unten in der Lobby läuft die Partie wie immer auf der Leinwand, ich sitze bei mir oben im Zimmer, um mit dem Tagebuch zu beginnen. Habe jedoch das iPad aufgestellt und schaue Magenta Sport. Es entwickelt sich eine ganz enge Kiste, Ludwigsburg hat das erste Spiel mit 4 gewonnen. Es knistert schon beim Tip-off. Und ich denke mir: Ach wie aufregend wäre es doch gewesen, wenn unser Hinspiel gegen Ulm nicht sooo deutlich ausgegangen wäre.

17.55 Uhr

Habe das iPad zugeklappt und mache mich auf den Weg nach unten. Es läuft das dritte Viertel, als sich die gesamte Mannschaft in der Lobby versammelt. Für jeden gibt es eine Snack-Tüte. Gefüllt mit zwei belegten Broten, Obst, Yoghurt, dazu ein Orangensaft.

18.32 Uhr

70 Sekunden vor dem Ende, der Ball tanzt auf dem Ring – und fällt tatsächlich durch den Korb. Der vorentscheidende Dreier für Ludwigsburg. Athletiktrainer Greg springt auf, fasst sich an den Kopf. Gibt‘s doch nicht. Die Bayern sind im Viertelfinale raus. In eigener Halle. Viele verblüffte Gesichter in der Hotel-Lobby.

18.50 Uhr

Schnell noch mal hoch ins Zimmer, Sachen zusammenpacken. Foto-Apparat, Ladekabel, rein in den Rucksack, raus aus dem Zimmer. Laufe auf dem Flur in Richtung Aufzug, als Gytis aus seinem Zimmer kommt. Mit Maske in der Hand. Da fällt mir auf, Mist, meine Maske vergessen. Drehe um, noch mal rein ins Zimmer, Maske geschnappt. Denn bis zum letzten Tag bleibt es dabei: Das Hotel dürften wir nur verlassen, wenn wir eine Gesichtsmaske tragen.


Tagebuch-Übersicht

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19.05 Uhr Busfahrt zum Audi Dome, eine knappe Viertelstunde. Wie schon gestern auf dem Weg zum Training schaue ich auch jetzt explizit nicht auf mein Handy. Will noch einmal alles aufsaugen. Diese besondere Situation, kurz vor der Partie mit der Mannschaft im Bus zu sitzen. Wenn alle fokussiert sind, viele ihre Musik auf den Ohren haben. Und man meist nur Greg ein paar Worte sprechen hört. Ich schaue durch die Fensterscheibe, als mir plötzlich der Gedanke kommt, wie ich vor zwei Wochen das erste Mal zusammen mit der Mannschaft im Bus saß. Auf dem Weg von Frankfurt nach München. Und noch überhaupt nicht erahnte, welches Abenteuer, welche Achterbahnfahrt vor uns allen liegt. 19.20 Uhr Ankunft am Audi Dome. Auch hier: Versuche noch mal alles aufzusagen, aber alles vergeht wie im Flug. Warm-Up, Tip-off, Halbzeit, Schlusssirene, Interviews. 22.35 Uhr Das Spiel ist vorbei, die Jungs in der Kabine. Ich positioniere mich nahe an der Kabine, um noch das eine oder andere Foto oder Kurzvideo zu machen. Als erstes kommen unsere Youngster aus der Kabine. Len, der sich während des Turniers so toll entwickelt hat, auch bei Interviews immer routinierter wird – obwohl ihm das manche gar nicht zugetraut hatten. Maxi und Jordan, die erstmals in der BBL eingesetzt worden sind, ihre ersten Punkte erzielt haben. Oder Aaron, der ebenfalls zeigen durfte, dass er sich unter dem Korb behaupten kann. Denke auch kurz an Bruno, der frühzeitig abreisen musste, um Prüfungen für seine Ausbildung zu absolvieren. Freue mich total, dass sich diese Jungs so entwickeln, die Chance bei diesem Turnier so gut genutzt haben. Und bin sehr gespannt, was die Zukunft für sie bereithält. 22.50 Uhr Ein letztes Mal rein in den Teambus. Die gewohnten Abläufe. Ich sitze neben Physio Flo weit vorne rechts. Direkt vor uns Headcoach Sebastian, der den Scouting-Report in der Hand hält und analysiert. Auf meinem Handy poppen fast im Sekundentakt Nachrichten von Instagram auf, dass die Spieler zahlreiche Postings von unserem Account reposten. Postings von kleinen Videos und Fotos, die ich vorhin in der Halle gemacht habe.

 

23.20 Uhr

Abendessen. Late-Night-Abendessen. Zusammen mit den Ulmern. Einmal gibt es das Standard-Programm, Hühnchen und weißer Fisch. Als Special außerdem Nachos mit Käse überbacken und diversen Soßen. Perfekte Sportler-Ernährung? Wohl nicht. Aber für unsere Jungs ist das heute Abend nicht mehr so tragisch.

0.30 Uhr

Sitze noch eine Weile mit Sebastian und Klaus in der Lobby. Und sage Danke für ihre Offenheit, dass sie mich während des Turniers so nah an das Team rangelassen haben. Klaus möchte meine kleine „Danksagung“ unterbinden. „Wenn du nicht aufhörst, dann lösch‘ ich dich von meinem Handy.“ Sagt er und grinst.

8.15 Uhr

Letztes gemeinsames Frühstück. Für mich gibt’s ein Laugenbrötchen mit Schinken und Käse. Nutella und Banane? Heute nicht. Gab’s gestern als einmaliges Turnier-Highlight.

9.10 Uhr

Die Jungs rollen ihre Koffer in Richtung Bus. Manche wirken müde. Manche wirken froh, dass es nun wieder heim zur Family geht. Die Jungs steigen ein, gleich geht’s los. Ich stehe davor, um die Abfahrt zu filmen. Fahre nicht mit dem Bus nach Frankfurt, sondern später mit dem Zug nach Leipzig, wo ich wohne. Der Bus rollt los. Das Handy läuft.

9.45 Uhr

Habe mit der sehr freundlichen Dame am Hotel-Empfang besprochen, dass ich noch etwas länger in meinem Zimmer bleiben kann. Um das Tagebuch zu finalisieren und die letzten Social-Media-Postings abzufeuern. Ich lade das Video von der Busabfahrt hoch und schreibe dazu: „Wir sind froh, dass wir Teil dieses Turniers sein durften. Und dass wir zeigen konnten, dass Basketball lebt!“