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„Die Frage der Perspektive ist spannend“ – Diego Ocampo im Gespräch (Teil 1)

Eigentlich hätte das Gespräch mit unserem Headcoach Diego Ocampo vor allem die aktuelle sportliche Situation abdecken sollen. Aber wann immer man mit Diego spricht, geht es schnell tiefer zur Sache. Neue Aspekte, neue Themen, neue Gedanken finden ihren Weg ins Gespräch. Also wird aus dem rein sportlich angedachten Gespräch eine Unterhaltung über Basketball im Allgemeinen, Emotionen im Sport, die Liebe zum Basketball und zur Familie. In Teil Eins des Gesprächs geht der Fokus auf das Nationalmannschaftsfenster, die Neuzugänge und die Entwicklung von Big Men. Teil zwei bietet dann Einblicke in das Innenleben von Diego Ocampo, wirft einen Blick auf die Situation vor und nach dem Sieg in Würzburg und liefert ein Fazit nach knapp dem ersten Viertel der Saison. Teil Zwei erscheint am Donnerstag.


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Hey Diego, danke für deine Zeit. Wir befinden uns in den ersten Tagen des ersten Nationalmannschaftspause. Aber in unserer Trainingshalle herrscht reger Betrieb. Woran arbeitet ihr gerade?


Das wichtigste Ziel ist, dass wir unsere Verletzten, Tez, Jordan, Felix, Brooks und Jamel, ganz schnell wieder gesund und fit bekommen. Das sind fünf Spieler, glücklicherweise befinden sich alle am Ende ihrer Genesung. Jordan kann zum Beispiel jetzt wieder fast voll ins Training einsteigen. Bei Jamel und Tez wird es auch bald soweit sein. Nur Felix ist noch etwas weiter weg. Aber wir haben jetzt 15 Tage Zeit, das wird helfen. Mit den Jungs im Training arbeiten wir jetzt erst mal vermehrt individuell, gerade mit den jungen Spielern wir Alex oder Lorenz. Zum Ende der kommenden Woche gilt es dann natürlich auch, die Spieler zu regenerieren, die bei ihren Nationalmannschaften sind (Len Schoormann und Lukas Wank für Deutschland, Matt Haarms für die Niederlande). Sie haben jetzt zwei Spiele direkt hintereinander und trainieren davor. Also müssen wir sie auch erst wieder ranführen und ihnen Raum für Erholung lassen. Diese Phase jetzt, diese 15 Tage, sind komplett anders, als der normale Trainingsbetrieb. Es ist keine leichte Situation, aber wir wissen, wie man damit umgehen muss. Das große Ziel ist natürlich, am übernächsten Freitag viel besser zu sein, als heute. Mit mehr einsatzbereiten Spielern und einem verbesserten Team.

Mit Jamel McLean gibt es einen >>Neuzugang<<. Was sind deine ersten Eindrücke von ihm?

Jamel hatte am Montag sein erstes Workout mit uns. Am Dienstagmorgen hat er sich gut gefühlt, nichts war geschwollen oder tat weh. Also erhöhen wir jetzt die Intensität ein wenig. Er und Tez sind in etwa auf dem gleichen Stand und wir schauen von Tag zu Tag, wie es ihnen geht und wie viel sie machen können. Was ich bei Jamel auch noch anmerken möchte, ist seine Einstellung. Er wollte zu uns kommen. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Er war sehr offen für Informationen und unsere Situation. Dieser Faktor ist für mich sehr wichtig: Dass wir Spieler haben, die auch hier spielen wollen. Alle Spieler sind Profis, sie werden bezahlt, sie wollen ihre Arbeit genießen. Aber es ist immer wichtig, dass du auch da arbeitest, wo du arbeiten möchtest. Und dieses Gefühl habe ich bei Jamel.

>>Will Cherry<< ist auch noch nicht lange bei uns. Was kannst du über ihn sagen?


Die Situation für Will ist nicht so leicht, denn er hat jetzt ja ein Jahr fast nicht gespielt. Man sieht in einigen Momenten während des Spiels, dass er platt ist. Dann holen wir ihn raus und geben ihm ein paar Minuten Pause. Aber er arbeitet so hart wie möglich und er ist ein Anführer, was für unsere jungen Spieler sehr wichtig ist. Ich denke, gerade Brancou profitiert sehr von seiner Präsenz. Das Wichtigste ist aber, dass er ein Wettkampftyp ist. Das zeigt er mit seinem Einsatz, mit seiner Körpersprache.

Will und auch Matt Haarms sind Spieler, die ihre Emotionen während eines Spiels sehr offen zeigen. Gerade jetzt beim Sieg gegen Würzburg hat das man gut beobachten können. Bist du ein Trainer, der das befürwortet?

(lacht) Ich denke, ich bin nicht derjenige, der das kritisieren sollte, da ich ja selber auch gerne emotional während des Spiels bin. Aber ich denke, dass jeder so sein soll, wie er ist. Die Frage bei Emotionen ist immer die Frage nach der Kontrolle. Wie nutzt man seine Emotionen? Positive Emotionen sind sehr wichtig und können auf die richtige Art genutzt werden. Ich denke, dass Matt und Will das gut machen. Ihre Emotionen sind nicht respektlos oder beleidigend, sie geben einen Push und helfen so ihren Teamkollegen und sich selbst. Was man gerade im Fall von Matt noch verstehen muss ist, dass Big Man einen anderen Entwicklungsprozess durchlaufen als andere Spieler.

Wie meinst du das?

Ich habe schon viele lange Spieler trainiert und es gibt bestimmt Muster. Big Man haben einen anderen Rhythmus, sie haben und brauchen mehr Zeit. Matt hat die ersten Spiele nicht so gespielt, wie er das erwartet hat. Das hat ihm zugesetzt, denn er wollte dem Team ja unbedingt helfen. Er ist sehr involviert und engagiert bei der Sache und will die Dinge gut und richtig machen. Damit hat er sich natürlich auch selber Druck gemacht. Die letzten Tage und Wochen hat er immer mehr seine Balance gefunden und auch gut gespielt. Aber wir müssen geduldig mit ihm sein, es wird gute Momente geben, aber auch schlechte. Alles ist Teil eines Prozesses. Noch mehr für einen Big Man. Man sieht nur sehr selten einen 23-jährigen Center, der schon voll entwickelt ist.

Warum ist dem so?

Dafür gibt es Gründe. Erstens, das Spiel wird von außen nach innen gestaltet. Zweitens ist der Reifeprozess einfach anders. Er ist nicht schneller oder langsamer, sondern einfach anders. Die physische, kognitive und emotionale Entwicklung ist anders. Wir als Trainer müssen das verstehen. Allein schon die Frage der Perspektive ist spannend. Der Blick aus 2.21 Meter Höhe ist komplett anders, als meine Perspektive mit rund 1.70 Metern. Dafür braucht es Verständnis.

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