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DEUTSCHE BANK SKYLINERS treten nicht im FIBA Cup an

(Montag, 24. Juli 2006 von Marc Rybicki)


Die DEUTSCHE BANK SKYLINERS werden nicht im FIBA Cup antreten. Über die Gründe und die Kaderplanung für die kommende Saison spricht Gunnar Wöbke, Gesellschafter/Geschäftsführer der Skyliners GmbH im Interview.


Aktuell stehen die DEUTSCHE BANK SKYLINERS im nationalen Ranking auf Rang fünf und könnten im FIBA Cup starten. Warum wird der Club in diesem Wettbewerb dennoch nicht antreten?

Die Entscheidung zum ersten Mal in der Clubgeschichte nicht in einem europäischen Wettbewerb anzutreten, ist uns nicht leicht gefallen. Zum einen konnten wir unseren Fans immer wieder europäische Top-Mannschaften und herausragende Einzelspieler hier in Frankfurt präsentieren, andererseits sind diese zusätzlichen Spiele wichtig für die Ausbildung der jungen Spieler im Team.


Im Gegensatz zu den ULEB-Wettbewerben, in denen jedes Team aufgrund der völligen Freizügigkeit mit dem Team antreten kann, welches es für richtig hält, gilt beim FIBA-Cup nach wie vor die Beschränkung mit max. zwei US-Amerikanern antreten zu können. Unter diesen Voraussetzungen erscheint uns die Teilnahme als sportlich wenig sinnvoll, da wir in der kommenden Saison vier bis fünf, evtl. sogar sechs US-Amerikaner unter Vertrag haben werden, wovon dann zwei bis vier im FIBA-Cup nicht eingesetzt werden dürften. Dies hätte natürlich einen erheblichen Einfluß auf unsere Wettbewerbsfähigkeit. Wir haben diese Situation frühzeitig mit unseren Partnern besprochen, die uns in dieser Entscheidung bestätigt haben.


Sind Sie eifrig dabei, das Team zusammenzustellen?

Wir arbeiten hart daran, wobei dafür natürlich zunächst mal der Trainerstab unter Leitung von Charles Barton zuständig ist. Unterstützung erhalten die Trainer von Kamil Novak, der seit Sommer letzten Jahres als Sportdirektor für uns tätig ist. Kamil ist während der Saison erster Ansprechpartner für alle alltäglichen Belange der Spieler. Da hilft es sehr, wenn er die Spieler, ihren Background, ihre Agenten usw. bereits von Beginn an kennt. Wir konnten Kamil diese Saison von Anfang an in den Rekrutierungsprozess und die Teamzusammenstellung involvieren.


Welchen Einfluss nehmen Sie auf die Teamzusammenstellung?

Neben der grundsätzlichen konzeptionellen Ausrichtung des Clubs, d.h. den strategischen Zielen für die kommenden Jahre, lege ich zunächst gemeinsam mit meinem Partner Thomas Kunz - wir beide halten jeweils 50% der Gesellschaftsanteile an der Skyliners GmbH - die Budgets fest. Daraus ergibt sich dann das zur Verfügung stehende Spielerbudget, welches von der sportlichen Leitung eingesetzt werden kann, um die vereinbarten sportlichen Ziele zu erreichen. Dabei ist es durchaus möglich, dass mittelfristige strategische Überlegungen mit kurzfristigem sportlichem Erfolg konkurrieren können. Nach der Besprechung und Verabschiedung der sportlichen kurz- und mittelfristigen Zielvorgaben besteht meine Aufgabe als Geschäftsführer (Manager) dann im Wesentlichen darin, die sportliche Leitung dahingehend zu unterstützen, für diesen Club gute bzw. bessere Entscheidungen auf dem Weg der zur Zielerreichung zu fällen.


Sehe ich Fehlentwicklungen im Team, die unsere Ziele gefährden, sei es während der Teamzusammenstellung oder während der Saison, diskutiere ich diese mit den Coaches und Kamil bis wir die vermeintlich beste Lösung gefunden haben. Die Frage, wie gut ein Spieler seine Position im System des Head Coaches ausfüllen kann oder wer wie lange spielt, entscheidet immer der Coach allein.


Kann man zu diesem Zeitpunkt schon über sportliche Ziele der neuen Saison sprechen?

Ja. Eines unserer strategisch-konzeptionellen Ziele ist es, ab der Saison 2007/2008 wieder in einem europäischen Wettbewerb zu spielen. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass wir in der kommenden Saison in Hauptrunde, Meisterschaft und Pokal so viele Punkte sammeln müssen, dass wir uns sportlich aufgrund des „Ranking-Platzes“ qualifizieren.


Weiterhin kann uns der Stillstand zwischen FIBA und ULEB bei der Weiterentwicklung der europäischen Wettbewerbe nicht Recht sein. Wir werden uns hier in den kommenden Monaten gemeinsam mit BBL und DBB einbringen. Dazu gehört einerseits der gemeinsame Versuch, die Anzahl der Plätze, die BBL-Clubs in Euroleague und ULEB-Cup zur Verfügung stehen zu erhöhen und andererseits in den FIBA-Wettbewerben wenigstens zu erreichen, dass jedes Team mit den „Ausländer-Regeln“, die in seinem Land gelten, antreten kann.


Und diese sportlichen Ziele versucht Ihr, hauptsächlich mit amerikanischen Spielern zu erreichen?

Wir planen neben den bisherigen drei Spielern (alles US-Amerikaner) zwei bis drei weitere Spieler zu verpflichten, die von ihrer Spielstärke potentiell in der Startformation stehen könnten. Der Pass spielt dabei keine Rolle, sondern allein die spielerische Qualität. Allerdings ist der amerikanische Spielermarkt sehr groß und das Preis-Leistungsverhältnis entsprechend günstiger als bei vielen europäischen Akteuren aus Italien, Spanien oder Griechenland.


Haben Sie Bedenken, dass die DEUTSCHE BANK SKYLINERS aufgrund der freizügigen Ausländerregelung bald nicht mehr deutsch genug sind?

Nein. Wenn Pascal Roller nicht ins Ausland wechseln sollte, haben wir - gemessen an der voraussichtlichen Spielzeit - unter den ersten zehn Spielern im Kader vier deutsche Spieler ansonsten drei. Dennoch proklamieren wir für uns nach wie vor keinen „deutschen“ Weg. Dies hat vor einiger Zeit Bayer Leverkusen versucht und ist damit gescheitert. Es ist aber natürlich die Frage erlaubt, ob ein Team nur aus Deutschen erstrebenswert wäre?


Meine persönliche Meinung dazu ist: Nein. Erstens ist unsere Gesellschaft so nicht aufgebaut. Und eine der Hauptaufgaben und Leistungen, die jeder Profisport für unsere Gesellschaft erbringen sollte, ist Integration zu unterstützen. Die Fußball-WM hat gezeigt was möglich ist und ich erhoffe mir daraus für uns alle hier in Deutschland lebende Menschen die intensivere Entwicklung eines „Wir-Gefühls“. Weiterhin halte ich es auch im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung für sehr gut, wenn junge Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen gemeinsam in einem Sportteam stehen. Die „hohe“ Anzahl deutscher Spieler in unserem Umfeld resultiert mehr aus den Zielen der Basketball Academy als aus einem „deutschen Weg“. Hier haben wir tatsächlich bevorzugt junge deutsche Spieler mit unseren Kooperationspartnern ausgebildet.


Birgt es nicht auch ein Risiko, wenn man zu viele Spieler aus demselben Land im Team hat?

Sicherlich. Die Gefahr der "Rudelbildung" ist größer, wenn man nicht die geeigneten Charaktere für den Aufbau eines wirklichen Teams findet. Hier die richtige Personalauswahl zu treffen, ist neben sportlichen Gesichtspunkten eine der Hauptaufgaben beim Recruiting durch die Trainer.


Wäre Johannes Herber nicht auch eine passende Alternative für die DEUTSCHE BANK SKYLINERS gewesen?

Wir haben seine Entwicklung immer sehr genau verfolgt und nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ein sehr interessanter Spieler ist und auch als Typ sehr gut zu uns passen würde. Aus sportlicher Sicht allerdings passt Johannes zum jetzigen Zeitpunkt nicht in unser Team, ohne dass wir gravierende Veränderungen bei bereits unter Vertrag stehenden Spielern hätten machen müssen. Wir haben mit Alex King, Nino Garris, Dominik Bahiense de Mello und Rudy Mbemba bereits vier Spieler unter Vertrag, von denen man heute aus unterschiedlichen Gründen noch nicht sicher weiß, ob sie ihre Leistungen zu 100 Prozent konstant abrufen werden können.


Pascal Roller wechselt evtl. ins Ausland, Alex und Dominik sind noch jung, leisten derzeit ihren Grundwehrdienst und werden auch in der kommenden Saison ihre Höhen und Tiefen haben, die man ihnen auch zugestehen muss. Nino muss nach seiner langen Verletzungspause erst wieder richtig Fuß fassen. Ob Johannes uns in seinem ersten BBL-Jahr nach seinem USA-Aufenthalt die notwendige Konstanz hätte liefern können, wurde von den Coaches zumindest mit einem Fragezeichen versehen zumal er sich auch auf der Aufbauposition sicher erst wieder zurechtfinden muß. Weiterhin wollte Johannes bereits in der kommenden Saison auch sehr gerne in einem europäischen Wettbewerb spielen. Lange Rede, kurzer Sinn: Es hat einfach nicht gepasst. Wir haben Johannes aus diesen Gründen auch kein konkretes Angebot unterbreiten können. Aber aufgeschoben heißt ja nicht für alle Zeit aufgehoben. Wir sind alle nach wie vor bekennende Johannes Fans.