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Zurück mit vollem Elan

Den Erfolg aufbauen – Gordon Herbert im Gespräch

Im längeren Gespräch spricht der 54-Jährige über das vergangene Jahr ohne Basketball, die Ziele der nächsten Saison sowie seine Pläne für den Kader und die schwerste Aufgabe eines Trainers.

Hallo Gordie, wie fast immer zuerst die Frage: Wie geht es dir?

Es geht mir sehr gut, danke. Es ist großartig wieder hier zu sein, ich kann es kaum abwarten loszulegen.

Du und Gunnar ihr kennt euch ja schon etwas länger. Wie schwer waren die Verhandlungen für deine Rückkehr?

Wir standen ohnehin immer in Kontakt und haben dann auch darüber gesprochen. Ich wollte wieder wiederkommen, der Club wollte es auch, also war es einfach. Ich würde sagen, wir haben ungefähr 15 Sekunden verhandelt. Ich weiß um die Situation in Frankfurt, von daher ist mir die Entscheidung leicht gefallen.

Lass uns einen kleinen Blick zurück werfen, bevor wir nach vorne schauen. Du hast das letzte Jahr ohne Basketball verbracht. Wie war das und was hast du gemacht?

Ich war in Finnland, war viel Skilanglaufen oder Eisfischen (lacht). Aber vor allen Dingen habe ich viel Zeit mit meinen Söhnen verbracht. Das war mir sehr wichtig. In den letzten Jahren habe ich die Zeit mit meiner Familie vermisst. Meine Jungs sind jetzt am Ende ihrer High School-Zeit, es war also meine letzte Chance noch mal viel Zeit mit ihnen zu verbringen, ihnen ein guter Vater und Freund zu sein und sie zu unterstützen. Mein Älterer, Mikael (19), wird vermutlich in die USA an ein College gehen. Er hätte vielleicht in Europa professionell spielen können, doch es ist ihm und mir wichtig, dass er eine Ausbildung bekommt und gleichzeitig Basketball auf hohem Niveau spielen kann. Daniel (17) kommt vielleicht nach Frankfurt und wird bei den FRAPORT SKYLINERS Juniors in der ProB spielen. Wenn er gut genug ist, vielleicht auch bei den Profis mittrainieren. Die Zeit ohne Basketball war toll, aber irgendwann im Januar, Februar habe ich dann wieder dieses Kitzeln verspürt.

Deine letzte Trainerstation war Berlin. Welche Erfahrungen hast du gemacht?

(überlegt) Man lernt aus der Vergangenheit, lebt in der Gegenwart und schaut immer auf die Zukunft. Als Trainer musst du deiner Philosophie vertrauen und dir selbst immer treu sein. Was ich aus meiner Berliner Zeit mitgenommen habe ist, dass man nicht nur talentierte Spieler braucht, sondern auch taffe und zähe. Dass ist einer der Gründe, warum ich Tez so liebe (grinst).

In der vergangenen Saison hatten wir eine der besten Defensiven der Liga. Kannst du schon etwas zur generellen Ausrichtung der Mannschaft 2013/14 sagen?

Ich bin ein Trainer, der immer einen Fokus auf die Defensive legt. Aber ich mag es auch, schnell zu spielen und Fastbreaks zu laufen. Es kommt immer auf die Mannschaft an, denn manchmal hast du eine starke Defensive, aber trotzdem einen Schnitt von 80 gegnerischen Punkten, weil du selbst ein hohes Tempo spielst. Es hängt immer an vielen Faktoren, daher kann man jetzt noch keine genaueren Aussagen treffen.

Die letzte Saison war keine leichte …


… es gibt nie einfache Spielzeiten. Darum war ich ja das vergangene Jahr so viel  Eisfischen (lacht). Aber im Ernst: Ein Trainer zu sein ist kein Job, sondern eine Leidenschaft. Man wird dafür bezahlt, das zu tun, was man liebt, nämlich zu lehren und Spieler zu trainieren. Ich bin nicht an Durchschnitt interessiert, auch nicht an ´gut´. Ich strebe nach ´großartig´. Darauf möchte ich die Spieler fokussieren, ich will aus guten Spielern großartige machen. Manchmal muss man aber auch einen Schritt zurückgehen, um vorwärts zu kommen. Wir müssen gute Spieler rekrutieren und wenn dann alle Puzzleteile zusammenpassen, wollen wir um einen Platz in den Playoffs spielen. Ich möchte nicht nur das Ziel ausgeben, die Klasse halten zu wollen.

Welche weiteren Ziele werden verfolgt?

Die grundsätzliche Idee ist es, Spieler zu entwickeln und eine Basis zu schaffen. Die Situation erinnert mich an 2002/03. Damals hatten wir ebenfalls ein sehr junges Team, dem wir viel Verantwortung übertragen haben und aus dem wir alles rausgeholt haben. Wir sind damals durch einige „Wachstumsschmerzen“ gegangen, aber in der folgenden Saison haben sich diese bezahlt gemacht. Aktuell sind wieder einige junge, talentierte Spieler im Kader, die lernen und reifen müssen. Wir können uns Erfolg nicht kaufen, also müssen wir ihn uns bauen. Eine der schwersten Aufgaben als Trainer ist es, Spieler zu entwickeln und trotzdem erfolgreich zu sein. Es gibt nicht viele Teams, die diesen Spagat schaffen. Unser Ziel wird es sein, ein Team aufzustellen, das kämpft, hart spielt, nie aufgibt und guten Teambasketball spielt. Dazu müssen wir Spieler weiter entwickeln und am Ende des Tages ein Produkt auf das Feld stellen, welches den Fans gefällt.

In den Foren und Social Media Kanälen wird schon rumort, dass man ja jetzt auch DaShaun Wood zurückholen müsste. Steht ihr in Kontakt?

Jeder weiß, dass ich ihn für einen tollen Spieler halte und ein gutes Verhältnis zu ihm habe, aber für uns ist im Augenblick erst mal klar, dass wir als erstes mit den Spielern reden wollen, die in der vergangenen Saison im Kader waren, also Ryan, Zach und die anderen.

Assistant Coach Klaus Perwas kennst du ja noch, mit Eric Detlev (Assistant Coach/Coach FRAPORT SKYLINERS Juniors) und Dennis Wellm (Athletic Coach) stehen aber auch neue Trainer in deinem Team…

… Zunächst mal bin ich wirklich froh, dass Klaus noch hier ist. Ich habe viel Respekt vor seiner Arbeit und er hatte immer einen großen Anteil an den Trainingseinheiten, dem Individualtraining und der Spieltagsvorbereitung. Wir sind ein Team, nicht nur die Spieler, sondern auch die Trainer. Eric kenne ich noch nicht, aber es ist wichtig, dass wir nun eine Struktur haben, bei der der Trainer der Juniors auch im Trainerstab der Profis steht. Es geht darum eine Philosophie durch alle Mannschaften hindurch zu tragen. Mit Dennis als Athletiktrainer ist ein weiterer Baustein gegeben. Dazu kommen aber auch Leute wie Sid, unserem Teambetreuer, der einen großartigen Job macht. Dieses Team macht meine Arbeit sehr viel leichter.

Mit welchen Spielern hast du schon gesprochen? Was kannst du zum Kader sagen?

Ich habe ein wenig mit Marius geredet und mit einigen der jungen Spieler. Ich möchte aber mit allen Spielern aus der letzten Saison sprechen. Wie gesagt: Unser Ziel muss es sein, die Jungs aus der letzten Saison zu halten. Aber dabei geht es auch immer um ihre Situation und Möglichkeiten. Am Anfang der Woche habe ich mit Dawan gesprochen. Es sieht zumindest im Moment so aus, als ob er wieder spielen können wird - wollen tut er es auf jeden Fall. Soweit ich die Situation verstehe, ist er interessiert daran, in Frankfurt zu bleiben. Das oberste Ziel war aber sicher Tez zu halten. Er ist das neue Gesicht des Clubs und bringt so viel Energie und Begeisterung mit.

Mit Danilo Barthel, Konstantin Klein und Johannes Voigtmann stehen drei junge Deutsche im Kader. Was kannst du über dieses Trio sagen?

Alle drei haben viel Potenzial. Sie sind an einem Punkt, an dem sie den nächsten Schritt machen müssen. Sie müssen zu Männern und richtigen Profis werden. Alle drei haben die Chance in unserem Team als Starter aufgestellt zu werden, aber sie müssen taffer und härter werden. Dies ist aber ein Prozess. Die jungen Spieler müssen sich ihre Minuten verdienen. Eine der schlimmsten Dinge, die man als Trainer machen kann, ist es Minuten zu verschenken. Die Spieler müssen dir im Training mit ihren Leistungen zeigen, wer es verdient hat aufgestellt zu werden. Ich denke, dass eine meiner Stärken als Trainer das entwickeln von Spielern und vermitteln von Inhalten ist, die Spieler müssen es aber auch wollen. Sie müssen verstehen, dass wir sie trainieren können, sie anleiten und ihnen helfen wollen, aber die Motivation ein großartiger Spieler zu werden muss von ihnen selbst kommen.

Wann beginnt das Training?


Wir werden mit dem Mannschaftstraining am 18. August beginnen. Aktuell arbeiten wir am Terminplan für die Saisonvorbereitung. Vorher soll es aber auch noch ein spezielles Trainingscamp für junge Spieler geben. Dabei soll es im Schwerpunkt um die individuelle Ausbildung gehen. Mit den jungen müssen wir schon früher anfangen zu arbeiten, dafür reicht die Zeit ab dem 18. August nicht.

Zum Abschluss noch mal etwas Allgemeines: Wie siehst du die Entwicklung und den Status der deutschen Liga insgesamt?

Meiner Meinung nach ist die Liga im Vergleich zum Beispiel zur italienischen Liga stark unterschätzt. Sie entwickelt sich jedes Jahr weiter. Mit der stabilen deutschen Wirtschaft wird sie sich auch weiter entwickeln können. Die Infrastrukturen der meisten deutschen Clubs sind fantastisch. Ich denke, der deutsche Basketball hat eine große Zukunft vor sich.

Danke für das Gespräch!