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California Dreaming: Bryants große Pläne

(Montag, 28. August 2006 von Marc Rybicki)


Travon, wie oft musstest Du in Deinem Leben schon sagen: Nein, ich bin nicht verwandt mit Kobe?

Travon Bryant: Schon oft (lächelt). Als Kobe Bryant in die NBA gedraftet wurde, war ich in der 8. Klasse. Da habe ich mich gerne als sein Cousin ausgegeben. Heute mache ich das natürlich nicht mehr, aber seine Art zu spielen bewundere ich noch immer. Er geht keinem Konkurrenzkampf aus dem Weg, sucht immer neue Herausforderungen und spielt konstant auf einem hohen Level. Das imponiert mir.


Schaust Du Dir Kobe und andere Top-Spieler an und versuchst, etwas von ihrem Stil zu übernehmen?

Oh ja, definitiv. Man lernt immer dazu. Ich versuche, mir ein bisschen was von jedem Spieler abzuschauen. Vor allem faszinieren mich gute Rollenspieler, die alles tun, damit ihr Team erfolgreich ist. Ein guter Teamplayer zu sein und gleichzeitig seine individuellen Skills auf einem hohen Level zu zeigen, ist das Ziel jedes Basketball-Spielers.


Sind die Los Angeles Lakers Deine Lieblingsmannschaft in der NBA? Schließlich kommst Du aus Kalifornien.

Ja,  ich bin ein großer Lakers Fan. Magic Johnson, Kareem Abdul-Jabbar, James Worthy, das sind Legenden, deren Spiele ich mir immer wieder gerne auf Video ansehe. Sie haben in den 80er Jahren den modernen Tempo-Basketball, wie wir ihn heute in den Arenen sehen, geprägt und hart für den anhaltenden Erfolg ihrer Franchise gearbeitet. Die Jungs waren einfach großartig.


Dann muss es für Dich eine große Ehre gewesen sein, für die Lakers in der Summer League 2004 zu spielen?

Sicher. Es ist der Traum jedes Jungen, einmal für sein Lieblingsteam zu spielen. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Chance bekam für L.A. in der Summerleague aufzulaufen. Es war eine großartige Gelegenheit für mich, aber leider hat es damals mit dem Wechsel in die NBA nicht geklappt. Doch ich bin noch jung und werde dieses Ziel sicher nicht aus den Augen verlieren.


Du bist in Cerritos, Kalifornien, geboren und in Long Beach groß geworden. Wie lebt es sich dort?

Sehr schön. Ich bin direkt in der Nähe des Ozeans aufgewachsen. Am Strand spazieren zu gehen, aufs Meer zu sehen - das war herrlich. Wir hatten eine gute Zeit und ich bin meinen Eltern für diese Kindheit in Long Beach sehr dankbar. Meine Mutter arbeitet als Bewährungshelferin, mein Vater war bei der Post. Sie haben beide große Opfer gebracht, damit es uns zu Hause gut ging und ich eine ordentliche Ausbildung absolvieren konnte. Das werde ich ihnen nie vergessen. 


Es war zu lesen, dass Dein älterer Bruder Dich zum Basketball animiert hat?

Das stimmt. Ich war eigentlich mehr an Baseball und American Football interessiert. Mein Bruder und mein Vater mussten mich mehr oder weniger zum Basketball drängen. Doch nachdem ich meine ersten Körbe geworfen hatte, verliebte ich mich regelrecht in das Spiel und konnte nicht mehr aufhören. Da war ich so ungefähr elf Jahre alt.


Auf dem College hast Du dann mit Jimmy McKinney für die Missouri Tigers gespielt. Als Jimmy hörte, dass ihr in Frankfurt wieder zusammen sein würdet, war er sehr froh. Wie fiel Deine Reaktion aus?

Mir ging es genauso. Ich bin glücklich, wieder mit Jimmy in einer Mannschaft zu sein. Wir verstehen uns gut und haben viel Spaß zusammen. Auf dem Feld weiß ich genau, was er denkt, wann er passt oder zum Wurf ansetzt. Das ist ein Vorteil, wenn man einen Mitspieler hat, den man bereits in- und auswendig kennt. Außerdem kann ich Jimmy in seinem ersten Auslandsjahr ein bisschen unter die Arme greifen. Ich weiß, wie das ist, wenn man plötzlich getrennt von der Familie in einem fremden Land spielt. Als ich von Missouri nach Griechenland wechselte, war das ein seltsames Gefühl. Ich kam mir fremd vor und allein. Es hilft, wenn man ein vertrautes Gesicht im Team sieht. Jimmy ist sehr viel gelassener durch mich.


Wie Jimmy bist Du erst 23 Jahre jung, hast aber schon mehr Auslandserfahrung gesammelt...

Weil ich früher eingeschult wurde. Dadurch konnte ich letztendlich auch das College schneller abschließen und Zeit gewinnen. Auch hierfür noch einmal "Danke" an meine Eltern. 


Du warst in Griechenland und in Italien, wo Du in der vergangenen Saison mit Benetton Treviso Meister wurdest. War der Meistertitel das Highlight Deiner bisherigen Laufbahn?

Es war einer der Momente, die ich im Leben nicht vergessen werde. Auch wenn ich erst spät in der Saison zu Benetton wechselte, war es doch eine großartige Erfahrung, ein Teil dieses Euroleague-Teams zu sein, das so erfolgreich auf einem so hohen Level spielt.

Was war Deine Rolle in Treviso?

Meine Aufgaben waren auf Defense und Rebounds beschränkt. Aber damit hatte ich kein Problem. Zu glauben, man stößt zu einem eingespielten Team und wird sofort zum neuen Top Scorer auserkoren, wäre töricht gewesen. Ich glaube, deshalb kam ich auch so gut in Treviso klar, weil ich mich sehr gut in meine Rolle gefügt habe. Wenn Du einen Coach hast wie David Blatt, der ein Freund von Coach Barton ist, fällt dir das auch leicht.


Hat Coach Barton schon mit Dir über Deine Rolle bei den DEUTSCHE BANK SKYLINERS gesprochen?

Wir haben darüber gesprochen und ich habe eine Vorstellung davon, was er von mir erwartet. Allerdings ist es noch zu früh, über eine klare Rollenverteilung zu reden. Wir müssen jetzt erst einmal sehen, wie die Jungs sich zusammen finden. Doch egal, was der Coach von mir fordert, ich werde immer noch mehr von mir verlangen. So bin ich nun mal. Dabei ist es egal, ob ich auf der 4 oder der 5 spiele. Ich werde verteidigen, rebounden, blocken und alles tun, damit dieses Team wieder so erfolgreich ist, wie es sein sollte.


Für einen Center bist Du mit knapp 2 Metern allerdings nicht sehr groß...

Das ist richtig. Ich bin kein 2,10 Meter Hüne. Aber das gleiche ich durch Schnelligkeit und Spielwitz wieder aus.


Als wir Deine Verpflichtung bekannt gaben, sagte Coach Barton, dass auch Euroleague Teams an Dir interessiert waren...

Es gab Angebote. Doch Coach Barton hat mich überzeugt, nach Frankfurt zu kommen. Ich kenne seinen Stil aus der griechischen Liga und schätze ihn sehr. Was er mir über die Möglichkeiten in Frankfurt erzählte, als er mich in Treviso besuchte, klang sehr vielversprechend. Dieser Club ist sehr professionell organisiert und hat sehr viel Potential für die Zukunft.


Du bist ein Typ, der gerne voraus denkt und plant. Du hast ein College-Diplom in Kommunikationswissenschaften und möchtest einmal Deine eigene Marketingfirma gründen.

Ja, dieses Ziel habe ich, weil mich Werbung unheimlich fasziniert. Wie verkauft man ein Produkt? Wie dreht man einen Spot, der die Menschen anspricht? Das ist ein Arbeitsfeld, in dem ich mich später gerne betätigen würde.